Umfassende Pflegereform nötig Diakonie und Caritas pochen auf Hilfe für die Altenpflege
09.05.2024, 04:59 Uhr Artikel anhören
Anlässlich des bevorstehenden Tages der Pflegenden am 12. Mai machen die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie auf den kritischen Zustand des Pflegesystems aufmerksam.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die kirchlichen Wohlfahrtsverbände fordern schnelle Verbesserungen und grundlegende Reformen für die ambulante Pflege und die pflegenden Angehörigen. Vor allem auch für migrantische Pflegekräfte soll es einen besseren gesetzlichen Rahmen geben.
Die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas haben Verbesserungen für die ambulante Pflege und die pflegenden Angehörigen in Deutschland gefordert. "Insgesamt ist die wirtschaftliche Situation der ambulanten Pflegedienste mit Blick auf die demografischen Entwicklungen dringend zu stabilisieren und die Pflege insgesamt zukunftsfest zu machen", sagte die Sozialvorständin der Diakonie Deutschland, Maria Loheide anlässlich des Tags der Pflegenden an diesem Sonntag. Damit wird jährlich am 12. Mai auf deren Lage aufmerksam gemacht. Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa forderte die Politik auf, jetzt die Voraussetzungen für die vorhersehbar immer mehr Pflegebedürftigen zu schaffen.
Aktuell beklagte Loheide eine dürftige Zahlungsmoral der Kranken- und Pflegekassen, aber auch vieler Kommunen. "Erhöhte Personalkosten durch Tarifsteigerungen oder durch hohe Krankenstände werden von den Kostenträgern oftmals gar nicht oder zu spät anerkannt", so Loheide. "Das treibt die Pflegedienste in die Krise."
Pflegebedürftige reduzierten wegen ständig steigender Eigenanteile die Leistungen der Dienste oder bestellten sie ganz ab. "Wenn das Geld der Pflegeversicherung nicht mehr ausreicht, ist die Versorgung der pflegebedürftigen Menschen gefährdet", warnte Loheide.
"Den Pflegediensten geht die Luft aus"
Die Diakonie-Vorständin forderte die Ampel-Koalition auf, "kurzfristig" gesetzlich dafür zu sorgen, dass der Zahlungsverzug der Leistungsträger unterbunden werde. Bei gestiegenen Kosten müssten rasche Neuverhandlungen angesetzt werden. "Den Pflegediensten geht die Luft aus. Sie können nicht dauerhaft in Vorleistung gehen", warnte Loheide. Nötig sei ferner eine umfassende Pflegereform. "Dazu müssen die Situation der Pflegedienste in einem flächendeckenden Monitoring erfasst, die bürokratischen Anforderungen an die Dienste reduziert und nicht zuletzt die Sachleistungen der Pflegeversicherung an den heutigen Bedarf und die deutlich gestiegenen Kosten angepasst werden."
Caritas-Präsidentin Welskop-Deffaa erinnerte daran, dass rund drei Viertel der Pflegebedürftigen in Deutschland zu Hause betreut würden. "Wir werden auf diese Ressource in den nächsten Jahren noch intensiver angewiesen sein, wenn die Babyboomer Pflege brauchen", sagte sie. "Wir brauchen verlässliche soziale Infrastrukturen, die tags und nachts die Angehörigen entlasten." Auch Kur-Angebote für pflegende Angehörige und weiterentwickelte Regeln für Freistellung und Lohnersatz seien nötig.
Gesetzlicher Rahmen für migrantische Pflegekräfte
"Vor allem aber brauchen wir endlich eine Regelung für die migrantischen Betreuungskräfte, die mit den Pflegebedürftigen in ihrem Haushalt leben", forderte Welskop-Deffaa. Für einen guten Ausgleich der Bedürfnisse der Familien und der Betreuungskräfte brauche es einen gesetzlichen Rahmen.
Häufig wird diese Art der Betreuung "24-Stunden-Pflege" genannt. Gerade diese Pflegekräfte sind sich ihrer Rechte als Arbeitnehmer oft nicht bewusst sind und werden von den Agenturen, die sie entsenden, häufig eingeschüchtert. Dadurch sind sie einem größeren Risiko ausgesetzt, in prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse zu geraten. Das wird bereits seit einiger Zeit kritisiert. Die Verbesserung der 24-Stunden-Pflege ist Bestandteil des Koalitionsvertrags.
Quelle: ntv.de, mes/dpa