Kinder im Tschad-Fall Die meisten haben Eltern
01.11.2007, 12:34 UhrFast alle der 103 Kinder, die die französische Hilfsorganisation Arche de Zo vor einer Woche aus dem Tschad nach Frankreich schmuggeln wollte, haben Eltern. In einem am Donnerstag in der Grenzstadt Abch veröffentlichten UN-Bericht hieß es, 91 der Kinder hätten zumindest ein Elternteil. Die Mitarbeiter von Arche de Zo, die nach dem Scheitern des Kindertransports im Tschad wegen Entführung angeklagt sind, hatten behauptet, bei den 82 Jungen und 21 Mädchen handele es sich um Waisenkinder aus der westsudanesischen Krisenregion Darfur.
Nach der Befragung der Kinder kamen die Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, des UN-Kinderhilfswerks UNICEF sowie des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz IKRK jedoch zu dem Ergebnis, dass 85 der Kinder wahrscheinlich aus Dörfern des Tschad stammen. Sie sollen nun so schnell wie möglich wieder mit ihren Familien zusammengebracht werden.
Der französische Präsident Nicolas Sarkozy erörterte mit seinem tschadischen Amtskollegen Idriss Deby die Affäre. "Wir handeln im Interesse unserer Staatsangehörigen", teilte das französische Außenministerium am Mittwoch in Paris mit. Die Regierung dankte dem libyschen Staatschef Muammar el-Gaddafi für sein Vermittlungsangebot, verwies aber auf die eigenen Kontakte zur tschadischen Führung.
Unterdessen ließ Präsidentenberater Claude Guant erkennen, dass Frankreich an einer Auslieferung der Arche de Zo-Mitglieder interessiert sei. "Es wurde auch gegen französisches Recht verstoßen, deswegen wäre es gut, wenn beide Länder sich verständigten, wo der Fall behandelt werden soll", sagte Guant dem Sender France Inter.
Der Mitbegründer der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen warf dem französischen Außenminister Bernard Kouchner vor, mitverantwortlich für die Affäre zu sein. "Kouchner hat die Lage in Darfur dramatisiert und den Eindruck vermittelt, dass dort ein Völkermord verübt wird", sagte Rony Brauman in einem dpa-Gespräch in Paris. Der Außenminister sei indirekt für die Aktion der umstrittenen Hilfsorganisation Arche de Zo mitverantwortlich, die die Beschreibung der Lage im Sudan wörtlich genommen habe. "Die Organisation ging von der falschen Voraussetzung aus, dass die Kinder in Darfur unmittelbar vom Tod bedroht sind, aber das stimmt so nicht", sagte Brauman. "Die Lage im Sudan hat sich - auf Krisenniveau - stabilisiert", sagte er.
Quelle: ntv.de