Westerwelle, Solms und Brüderle Die möglichen FDP-Minister
27.09.2009, 20:14 UhrMit einem starken Ergebnis von deutlich mehr als 14 Prozent hat sich die FDP bei der Bundestagswahl eine gute Ausgangsposition geschaffen: Bei Koalitionsverhandlungen mit der Union könnten drei bis vier Ministerposten für die Liberalen herausspringen. Zwar hat die Parteispitze es bislang vermieden, Namen und Ressorts zu nennen. Doch erkennbar ist, wo inhaltliche Schwerpunkte und persönliche Ambitionen führender Liberaler liegen.
Guido Westerwelle: Der FDP-Chef gilt als Anwärter auf den Chefposten im Auswärtigen Amt, das der kleinere Koalitionspartner traditionell für sich beansprucht. Der 47-jährige Jurist hat sich in jüngster Zeit immer wieder zu außenpolitischen Themen positioniert. Als Außenminister würde Westerwelle zudem die Traditionslinie der früheren FDP-Ressortchefs Walter Scheel, Hans-Dietrich Genscher und Klaus Kinkel fortsetzen. Mit diesem Amt einher ging bisher in der Regel auch der Posten des Vize-Kanzlers. Westerwelle führt die Partei seit 2001, seit 2006 ist er zudem Fraktionschef.
Hermann Otto Solms: Der 68-jährige Bundestagsvizepräsident hat gute Chancen auf die Leitung des Finanzministeriums in einer schwarz-gelben Regierung, er könnte allerdings für die Union ein unbequemer Partner werden. Denn Solms, gelernter Diplomökonom und Schatzmeister der FDP, ist Autor des dreistufigen FDP-Steuermodells, das in der CDU/CSU als "unseriös" kritisiert wurde. Doch als Finanzfachmann genießt er allgemein Anerkennung. Mit einem Kabinettsposten würde Solms seine Karriere krönen - schließlich war dies dem altgedienten Liberalen zu Zeiten der Regierung von Altkanzler Helmut Kohl (CDU) verwehrt geblieben. Von 1991 bis 1998 war er Fraktionschef der Liberalen im Bundestag.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende hat im Gegensatz zu den anderen Minister-Anwärtern bereits Regierungserfahrung im Bund: Die 58-Jährige war unter Kohl seit 1992 Bundesjustizministerin, gab ihr Amt aber im Streit um den großen Lauschangriff 1996 wieder ab. Mit der ausgewiesenen Bürgerrechtsexpertin und bayerischen FDP-Chefin dürfte es daher in einem schwarz-gelben Kabinett spannend werden - besonders dann, wenn Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sein Amt behält.
Rainer Brüderle: Dem 64-jährigen Partei- und Fraktionsvize werden Ambitionen auf das Wirtschaftsressort nachgesagt, aber er hat keinen leichten Stand. Denn in der Union hat der wesentliche jüngere Amtsinhaber Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) viele Fürsprecher. Deshalb dürfte es der FDP nicht leicht fallen, den Diplomvolkswirt Brüderle zum Wirtschaftsminister zu machen. Entsprechende Erfahrung brächte Brüderle aber mit: Er war von 1987 bis 1998 Landeswirtschaftsminister in Rheinland-Pfalz.
Quelle: ntv.de, AFP