Politik

Althaus kommt wieder Diezel will Lieberknecht

Birgit Diezel (l.) tritt hinter Christine Lieberknecht zurück.

Birgit Diezel (l.) tritt hinter Christine Lieberknecht zurück.

(Foto: dpa)

Die Vorsitzende der CDU-Verhandlungskommission bei den Sondierungsgesprächen in Thüringen, Birgit Diezel, hat Sozialministerin Christine Lieberknecht als Ministerpräsidentin für eine mögliche Koalition von CDU und SPD vorgeschlagen. Das sagte Diezel am Montagabend der Deutschen Presse-Agentur. Sie habe sich mit Lieberknecht darauf verständigt.

Diezel sprach von einer Entscheidung im Interesse einer stabilen Regierung in Thüringen. "Es geht um eine pragmatische Entscheidung ohne Eitelkeiten", sagte die Finanzministerin. Lieberknecht gilt bei der SPD, mit der in dieser Woche ein zweites Sondierungsgespräch geführt werden soll, als Kompromisskandidatin für das Ministerpräsidentenamt bei Schwarz-Rot.

Nur Stunden zuvor hatte der zurückgetretene Ministerpräsident Dieter Althaus mit der Ankündigung einer geschäftsführenden Rückkehr ins Amt für Verwirrung gesorgt. Althaus werde an diesem Dienstag als geschäftsführender Regierungschef die Kabinettssitzung in Erfurt leiten, teilte sein Sprecher Fried Dahmen mit. Über die Hintergründe der Entscheidung werde Althaus am Dienstag selbst Auskunft geben. In der CDU wollte niemand zu dem Vorgang Stellung nehmen.

"Mit sofortiger Wirkung"

Dieter Althaus löst mit seinem Alleingang Rätselraten aus.

Dieter Althaus löst mit seinem Alleingang Rätselraten aus.

(Foto: AP)

Althaus hatte Ende vergangener Woche seine Stellvertreterin Diezel mit den Amtsgeschäften betraut. Diezel leitet auch die Verhandlungsgruppe bei den Sondierungsgesprächen mit der SPD und galt als eine mögliche Nachfolgerin.

Althaus war am vergangenen Donnerstag "mit sofortiger Wirkung" von zurückgetreten und hatte damit die Konsequenzen aus der Wahlniederlage gezogen. Die CDU hatte bei der Landtagswahl am 30. August knapp zwölf Prozentpunkte verloren und nach zehn Jahren ihre absolute Mehrheit eingebüßt. Sie kann jetzt nur noch mit Hilfe der SPD weiterregieren.

Nach der Thüringer Verfassung bleibt Althaus im Amt, bis ein neuer Regierungschef gewählt ist. Die Übertragung der Geschäfte auf seine Stellvertreterin Diezel gilt nur, solange er nicht selbst wieder in Aktion tritt. "Er will für eine geordnete Übergabe sorgen", erklärte CDU-Landesgeschäftsführer Andreas Minschke. Nach einer kurzen Auszeit kehre Althaus jetzt in die Staatskanzlei zurück. Das ändere jedoch nichts daran, dass er in einer Koalition mit der SPD nicht mehr für das Amt zur Verfügung stehe. Nach Angaben von Minschke wird Althaus auch sein Landtagsmandat annehmen.

"Vielleicht gibt Dieter Althaus seinen Ausstand"

Die Opposition reagierte mit Unverständnis auf die Rückkehr. "Wer so wie er gegangen ist, kann nicht ernsthaft denken, dass er wieder mitreden kann", sagte der Spitzenkandidat der Linken, Bodo Ramelow. Dieser Schritt offenbare die menschliche Tragik der Figur Althaus. "Da habe ich nur noch Mitleid." Fraktionsvorsitzender Dieter Hausold sprach von Realsatire. "Erst verabschiedet sich Dieter Althaus Hals über Kopf durch die Hintertür in den politischen Ruhestand und jetzt klopft er wieder an, um im Chefsessel Platz zu nehmen."

SPD-Chef Christoph Matschie nannte den Schritt "völlig unverständlich". Er rief die CDU auf, "schnell zu klären, wer die Fäden in der Hand hat". An der für Donnerstag geplanten Fortsetzung der Sondierungsgespräche werde sich nichts ändern.

Auch die Landessprecherin der Grünen, Astrid Rothe-Beinlich, äußerte Befremden. "Entweder ich trete von allen Ämtern zurück oder nicht. Was Althaus da macht, bleibt mir ein Rätsel." Die FDP wollte dagegen den Vorgang nicht überbewerten. "Es handelt sich um eine der letzten Sitzungen des alten Kabinetts", sagte Generalsekretär Patrick Kurth. "Vielleicht gibt Dieter Althaus seinen Ausstand."

Quelle: ntv.de, dpa

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