Frau musste sich trotz Immunität in Haft entkleiden Diplomatin entzweit Indien und USA
18.12.2013, 17:06 Uhr
Im indischen Bhopal werden amerikanische Flaggen und Bilder von US-Präsident Barack Obama verbrannt.
(Foto: dpa)
Sie soll ihrer Hausangestellten zu wenig gezahlt und beim Visa-Antrag gelogen haben. Deshalb wird in den USA eine Inderin verhaftet. Doch die Diplomatin genießt Immunität und beklagt, dass sie sich vor Beamten entkleiden musste. In Indien eskalieren daraufhin Proteste.
Nach der Festnahme einer indischen Diplomatin in New York, droht der Streit um ihre Behandlung zu eskalieren. Angesichts wütender Reaktionen der indischen Öffentlichkeit auf die demütigende Behandlung der Vizekonsulin in New York, Devyani Khobragade, versprach Außenminister Salman Khurshid, er werde ihre "Ehre wiederherstellen". "Es ist meine Pflicht, die Dame zurückzubringen", sagte Khurshid vor Abgeordneten. Premierminister Manmohan Singh nannte ihre Festnahme in einer kurzen Stellungnahme "beklagenswert".
Die 39-jährige Khobragade war am vergangenen Donnerstag festgenommen worden, als sie gerade ihre Kinder an der Schule absetzte. Wie sie in einer E-Mail schrieb, musste sie sich trotz des Verweises auf ihre diplomatische Immunität in Polizeihaft entkleiden und einer peinlichen Untersuchung aussetzen. Zudem seien ihr Handschellen angelegt worden. Anschließend sei sie zusammen mit gewöhnlichen Kriminellen in eine Zelle gesperrt worden. "Ich bin bei all den Erniedrigungen mehrere Male zusammengebrochen", zitierte die "Times of India" die 39-Jährige.
Die US-Behörden werfen der Diplomatin vor, einer indischen Hausangestellten nur einen Bruchteil des ihr versprochenen Mindestlohns gezahlt zu haben. Zudem soll sie bei dem Visa-Antrag für die Frau gelogen haben.
Die stellvertretende US-Außenamtssprecherin Marie Harf sprach von einem "isolierten Fall", der die diplomatischen Beziehungen nicht beschädigen sollte. Ihren Angaben nach verfügt Khobragade als Konsularbeamtin nur im Zusammenhang mit ihren dienstlichen Tätigkeiten über Immunität. Khobragade ist nach der Zahlung einer Kaution in Höhe von 250.000 US-Dollar wieder auf freiem Fuß.
In Indien stieß die demütigende Behandlung einer amtierenden Diplomatin auf breite Empörung. Die ultranationalistische Shiv Sena Partei organisierte eine Demonstration vor der US-Botschaft in Neu Delhi. Die Zeitung "Hindustan Times" titelte: "Indien legt sich mit Onkel Sam an." Zuvor hatte die Regierung US-Konsularbeamten angewiesen, Ausweise zurückzugeben, welche die Ein- und Ausreise erleichtern. Zudem wurden Importgenehmigungen für die Diplomaten zurückgezogen und Betonbarrieren vor der US-Botschaft entfernt.
Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa