Castro wettert im Fernsehen Dissidenten landen in Spanien
13.07.2010, 18:47 Uhr
Im Exil gelandet: Pablo Pacheco, José Luis García Paneque, Julio César Gálvez und Omar Ruiz (v.l.).
(Foto: REUTERS)
Die in Kuba freigelassenen politischen Gefangenen landen in Spanien. "Das Exil ist eine Fortführung des Kampfes", sagt einer von ihnen. Derweil zeigt sich der ehemalige Staatschef Fidel Castro im staatlichen Fernsehen.
Nach der angekündigten Freilassung von 52 politischen Gefangenen auf Kuba sind die ersten sieben Dissidenten aus der Haft entlassen worden und nach Spanien ausgereist. Mit zwei Linienflügen trafen sie in Madrid ein. "Das Exil ist eine Fortführung des Kampfes", sagte der Oppositionelle Ricardo González nach seiner Ankunft am Flughafen Barajas. Nahezu zeitgleich mit der Ausreise der Dissidenten zeigte sich Revolutionsführer Fidel Castro erstmals seit einem Jahr wieder im Fernsehen - die Freilassungen erwähnte er aber mit keinem Wort.
Nach Überzeugung von González, der zu 20 Jahren Haft verurteilt worden war, ist der demokratische Wandel auf der sozialistischen Karibikinsel unausweichlich. "Mit unserer Ausreise hat in Kuba eine neue Etappe begonnen." González ist einer der bekanntesten Oppositionellen Kubas. Der 60 Jahre alte Journalist ist krank und musste bereits mehrfach operiert werden. Vor seiner Verhaftung 2003 war er für die Organisation Reporter ohne Grenzen tätig.
Bei den anderen sechs Freigelassenen handelt es sich um Léster González, Omar Ruiz, Antonio Villarreal, Julio César Gálvez, José Luis García Paneque und Pablo Pacheco. Sie reisten mit rund 50 Familienangehörigen nach Madrid. Nicht alle wollen aber in Spanien bleiben, zumal einige auch Verwandte in den USA haben.
"Sie stehen unter unseren Schutz"
In Spanien genießen sie alle Freiheiten. Die Regierung versprach, ihnen bei der Integration und der Suche nach einer Wohnung zu helfen. "Sie stehen unter unseren Schutz", betonte der Staatssekretär im Außenministerium Juan Pablo de la Iglesia. Sollten die Dissidenten nach Kuba reisen wollen, benötigen sie aber eine Genehmigung der Führung in Havanna. Insgesamt will Spanien in den kommenden Wochen bis zu 20 freigelassene politische Gefangene aus Kuba aufnehmen.
Die sozialistische Regierung Kubas hatte vor einer Woche nach Vermittlung der katholischen Kirche und der spanischen Regierung die Freilassung von insgesamt 52 inhaftierten politischen Gefangenen verkündet. Sie alle gehören zur "Gruppe der 75", die 2003 im sogenannten "Schwarzen Frühling", wegen "Söldnertums" im Dienste der USA zu Haftstrafen von jeweils bis zu 28 Jahren verurteilt worden waren.
Auch nach Abschluss der angekündigten Freilassungsaktion wird die Zahl der inhaftierten Oppositionellen auf Kuba noch über 100 liegen. Die illegale, aber von der Regierung tolerierte "Kubanische Kommission für Menschenrechte und Nationale Versöhnung" (CCDHRN) hatte die Zahl der politischen Gefangenen vergangene Woche mit 167 angegeben.
Vorwürfe gegen USA
Ex-Staatschef Castro zeigte sich unterdessen in einer vom kubanischen Fernsehen ausgestrahlten Sendung in augenscheinlich stabiler gesundheitlicher Verfassung und guter Laune. Der 83-Jährige saß in einem Büro vor einem Tisch voller Papiere und wurde vom Moderator der Sendung "Mesa Redonda" (Runder Tisch) nach der Sicherheitslage unter anderem im Nahen Osten befragt. Castro sprach flüssig und lange.
Castro, der vorige Woche das erste Mal seit vier Jahren öffentlich aufgetreten war, trug ein kariertes Hemd und eine grau-blaue Trainingsjacke. Der Ex-Präsident hatte 2006 nach einer Darmoperation die Amtsgeschäfte als Staatschef an seinen Bruder Raúl Castro abgetreten. Während der Sendung kritisierte er die USA massiv und warf Washington unter anderem vor, für den Untergang der südkoreanischen Korvette "Cheonan" Ende März verantwortlich zu sein. Damit hätte ein Krieg zwischen Süd- und Nordkorea entfesselt werden sollen. Zugleich warnte er vor den wachsenden Gefahren eines Krieges mit dem Iran.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP