Anschlag vor Botschaft Drahtzieher gefasst
03.02.2009, 12:03 UhrAfghanische Sicherheitskräfte haben nach eigenen Angaben eine Extremistengruppe ausgehoben, die unter anderem für den Selbstmordanschlag vor der deutschen Botschaft im Januar verantwortlich gewesen sein soll. Die 17 Mitglieder der Gruppe seien wenige Tage nach dem Anschlag in der Hauptstadt Kabul festgenommen worden, sagte ein Sprecher der nationalen Sicherheitsabteilung. Bei dem Anschlag vor der Botschaft wurden vier afghanische Zivilisten und ein US-Soldat getötet.
Die Gruppe soll den Angaben zufolge fünf weitere Selbstmordattentate organisiert haben. Die Festgenommenen hätten ausgesagt, dass alle Täter Pakistaner gewesen seien, sagte der Behördensprecher. Sie seien im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet ausgebildet worden. Afghanische Regierungsvertreter haben wiederholt dem Geheimdienst des Nachbarlandes vorgeworfen, Kämpfer der radikal-islamischen Taliban auszubilden. Ziel sei es, ein starkes Afghanistan zu verhindern. Pakistan hat dies stets zurückgewiesen und ist in jüngster Zeit wiederholt gegen Extremisten auf seiner Seite der Grenze vorgegangen.
Anschlag auf Brücke
Unterdessen haben islamische Extremisten mit einem Sprengstoffanschlag auf eine Brücke am Khyber-Pass im Nordwesten Pakistans die wichtigste Nachschubroute für die NATO-Streitkräfte in Afghanistan unterbrochen. In den vergangenen Monaten war die Route über den Khyber-Pass wegen Anschlägen radikaler Islamisten, die den Taliban nahestehen, wiederholt gesperrt worden.
Der Verkehr sollte den Behörden zufolge am Mittwoch wieder fließen. Derweil säßen an beiden Enden der rund 100 Meter langen Brücke hunderte Lastwagen fest. Es war unklar, ob einige von ihnen Nachschub für die ausländischen Streitkräfte in Afghanistan transportierten. Der Großteil der Ausrüstung und Versorgung der NATO-Truppen und der US-geführten Streitkräfte in Afghanistan kommt über den Khyber-Pass ins Land. Viele Lastwagen befördern aber auch Güter für die einheimische Bevölkerung in Afghanistan.
Lage immer schwieriger
Das US-Verteidigungsministerium hat derweil eingestanden, dass die Stärke der internationalen Truppen in Afghanistan nicht ausreicht, um den umkämpften Süden des Landes unter Kontrolle zu halten. Im Frühjahr und Sommer 2008 gab es den deutlichsten Anstieg von Angriffen der Aufständischen seit dem Sturz der radikalislamischen Taliban im Jahr 2001. Die Taliban forderten die Regierung in Kabul nicht nur im Süden und Osten des Landes, sondern "zunehmend auch im Westen" heraus, heißt es in einem Bericht des Ministeriums.
Besonders in Südafghanistan, "wo die Ressourcen nicht ausreichend konzentriert sind, kann Sicherheit nicht hergestellt oder aufrechterhalten werden", erläutert das Pentagon. In diesen Regionen hätten die Rebellen die afghanische Bevölkerung weiter unter Kontrolle. Der Aufstand könne daher mit dem derzeitigen militärischen, wirtschaftlichen und verwaltungstechnischen Vorgehen nicht bekämpft werden: "Die Taliban haben sich nach ihrem Sturz neu organisiert", sie leisteten einen hartnäckigen Widerstand, der sich zudem weiter entwickle.
Dem Bericht zufolge hat die Gewalt in Afghanistan im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Die Angriffe von Rebellen und die Anschläge auf den Hauptverbindungsstraßen des Landes stiegen demnach im Vergleich zu 2007 um 33 beziehungsweise 37 Prozent. Auch Sprengstoffanschläge etwa auf Bauprojekte nahmen demnach deutlich zu. Nach Einschätzung des Pentagons ist in diesem Jahr mit einem weiteren Anstieg von Anschlägen auf solche Ziele zu rechnen, die vergleichsweise wenig gesichert sind. Jedoch planten die Aufständischen vermutlich auch weitere große Anschläge wie den Mordversuch an Präsident Hamid Karsai im April 2008.
Quelle: ntv.de