Politik

Holocaust-Leugner Drei entschuldigen sich

Drei vom Papst rehabilitierte Lefebvre-Bischöfe haben in einem offenen Brief an das Kirchenoberhaupt um Verzeihung für die Leugnung des Holocaust durch ihren Mitbruder Richard Williamson gebeten. Nach Berichten der italienischen Nachrichtenagentur Ansa distanzierten sich die Anhänger des gestorbenen traditionalistischen Erzbischofs Marcel Lefebvre in dem Schreiben an Benedikt XVI. von den Äußerungen. "Wir bitten den Pontifex und alle gutwilligen Menschen um Vergebung für die dramatischen Folgen dieser Tat", heißt es demnach in dem von dem Leiter der Bruderschaft, Bernard Fellay, unterzeichneten Brief.

Am Wochenende hatte der Vatikan bekanntgegeben, dass der Papst die Exkommunikation von vier Lefebvre-Anhängern nach 21 Jahren rückgängig gemacht habe. Zu den vier von Lefebvre zu Bischöfen geweihten Mitgliedern der Bruderschaft Pius X. gehört Williamson, gegen den in Deutschland wegen Leugnung des Holocausts ermittelt wird.

Maulkorb für Williamson

"Die Äußerungen von Herrn Williamson spiegeln in keiner Weise die Überzeugungen unserer Priesterbruderschaft wieder", daher sei ihm bis auf weiteres jede Art Kundgebung zu politischen oder historischen Fakten untersagt worden. Die Rehabilitierung Williamsons hatte weltweite eine Welle der Kritik - vor allem bei jüdischen Organisationen - ausgelöst.

Der 1988 von Lefebvre zum Bischof geweihte Brite hatte erst kürzlich im schwedischen Fernsehen gesagt, er denke, dass "200.000 bis 300.000 Juden in den Konzentrationslagern gestorben" seien, aber nicht ein einziger von ihnen in Gaskammern. Das Interview wurde in Zaitzkofen bei Regensburg aufgenommen, weshalb die dortige Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt.

"Reaktionäre und freiheitsfeindliche Haltung"

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, hatte die Leugnung des Holocaust durch Williamson in einem Zusammenhang zur Lefebvre-Bruderschaft gestellt. "Wir haben immer gewusst: Zwischen der fortdauernden Ablehnung der Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils durch die Traditionalisten und ihrer tief reaktionären und freiheitsfeindlichen Haltung besteht ein enger Zusammenhang." Es könne "nicht ernsthaft überraschen", dass aus dieser Gruppe nun auch noch der Holocaust geleugnet werde.

Auch die Deutsche Bischofskonferenz hatte sich ungewohnt deutlich von der Entscheidung des Papstes distanziert, die vier exkommunizierten Bischöfe wieder in die katholische Kirche aufzunehmen.

Manfred Bleskin kommentiert seit 1993 für n-tv das politische Geschehen. Er war zudem Gastgeber und Moderator verschiedener Sendungen. Seit 2008 ist Bleskin Redaktionsmitglied in unserem Hauptstadtstudio in Berlin.

Quelle: ntv.de

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