Alarmierender Uno-Bericht Drogenhandel im Netz floriert
28.02.2012, 18:57 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Drogenkonsumenten holen sich ihren Stoff beim Dealer an der Ecke, so eine gängige Vorstellung. Doch auch hier hat das Internet längst an Bedeutung gewonnen: Die Uno-Kontrollbehörde für Drogen berichtet, dass Versandapotheken aus Indien, den USA, China und Polen das Internet als Vertriebskanal für illegale Substanzen entdeckt haben.
Illegale Drogen werden zunehmend auch über das Internet verkauft. Der Drogen-Überwachungsrat der Vereinten Nationen warnt in seinem Jahresbericht 2011, dubiose Internetapotheken würden neben Medikamenten inzwischen auch immer mehr verbotene Substanzen vertreiben. Beunruhigend sei besonders, dass die Internetapotheken soziale Netzwerke nutzten, um ein junges Publikum ins Visier zu nehmen und zur Online-Bestellung zu verführen.
"Das kann ein großes Publikum dem Risiko des Konsums gefährlicher Produkte aussetzen", sagt der Präsident des Drogen-Kontrollrats, Hamid Ghodse. Schon 2010 seien 12.000 internationale Postsendungen mit Drogen beschlagnahmt worden. Ein sehr großer Teil dieser Drogen komme aus Indien, von wo 58 Prozent der im vergangenen Jahr beschlagnahmten Drogen stammten. Wichtige Herkunftsländer seien auch die USA, China und Polen.
Immer häufiger würden die Drogenkartelle versuchen, chemische Drogen wie Amphetamine oder andere Aufputschmittel aus nicht verbotenen Bestandteilen herzustellen, heißt es in dem Jahresbericht. Darauf müssten die Regierungen verstärkt achten und entsprechende Verbote erlassen, fordert die UN-Drogen-Kontrollbehörde.
Einsatz von K.o.-Tropfen noch unerforscht
Zugenommen habe auch der Einsatz von Drogen bei Verbrechen wie Vergewaltigungen oder Entführungen. Psychoaktive Mittel, sogenannte K.o.-Tropfen, würden Frauen und Männern heimlich über Getränke verabreicht, um sie außer Gefecht zu setzen und dann sexuell zu missbrauchen. Bisher gebe es zu dem Thema aber kaum belastbare Zahlen, sondern nur Indizien, kritisiert die Organisation. Sie verlangt von den Regierungen, die Entwicklung genauer zu untersuchen.
Weltweit seien Drogenmissbrauch und Drogenhandel zu einem alltäglichen Phänomen geworden, warnt die Kontrollbehörde. Das erzeuge für die häufig betroffenen Randgruppen einen Teufelskreis von Gewalt, organisiertem Verbrechen, Korruption, Arbeitslosigkeit und schlechter Gesundheit. Das gelte für Industrieländer wie auch Entwicklungs- und Schwellenländer. "Solche Bevölkerungsgruppen gefährden nicht nur ihre eigenen Mitglieder, sondern bedrohen auch die Stabilität des gesellschaftlichen Umfelds."
INCB feiert Jubiläum
Die Kontrolleure fordern: "Jugendliche in diesen Bevölkerungsgruppen haben ein Recht auf Schutz vor Drogenmissbrauch und -abhängigkeit." Zwingend nötig seien: Drogenprävention, Behandlung und Rehabilitation, Maßnahmen im Erziehungs-, Arbeits- und Freizeitbereich oder die Förderung positiver Rollenvorbilder.
Der Internationale Suchtstoffkontrollrat (INCB), so der offizielle Titel, ist das unabhängige Kontrollorgan für die Umsetzung der internationalen Drogenkontrollabkommen der Vereinten Nationen. In diesem Jahr feiert das Gremium den Abschluss des ersten internationalen Drogenkontrollabkommens vor 100 Jahren auf der Internationalen Opiumkonferenz 1912 in Den Haag.
Quelle: ntv.de, jog/dpa