Kampf um Kohle Druck- und Metall-Tarife
21.02.2002, 16:57 UhrDie Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat für die Beschäftigten der deutschen Druckindustrie ihre Lohnforderungen vorgelegt. Unterdessen ist die erste Tarifrunde der Metallbranche ohne Ergebnisse abgeschlossen.
Ver.di fordert für die über 400.000 Beschäftigten der Druckindustrie sowie der Verlage Lohn- und Gehaltserhöhungen von 6,5 Prozent. Umgehend wies der Bundesverband Druck und Medien die ver.di-Forderung als „untragbar“ zurück.
Verdi-Begründung
Der für diesen Fachbereich zuständige Verdi-Vorstand Frank Werneke sagte am Donnerstag nach dem Beschluss der Tarifkommission, die Beschäftigten hätten einen erheblichen Nachholbedarf. Seine Gewerkschaft wolle eine deutliche Reallohnsteigerung erreichen. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Flaute und schwacher Binnennachfrage sei es richtig, deutliche Reallohnsteigerungen auch über Inflationsrate und Produktivitätszuwachs hinaus durchzusetzen, hieß es in einer in Berlin veröffentlichten Stellungnahme Wernekes.
Verdi ist damit nach der IG Metall die zweite große Gewerkschaft, die mit der Forderung nach 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt in die diesjährige Tarifrunde geht. Die IG Metall hatte ihre Forderung ähnlich begründet. Auch die Arbeitgeber der Metallindustrie wiesen die Forderung als realitätsfern zurück.
Druckverband gegen ver.di-Forderung
Der Bundesverband Druck und Medien hat die ver.di-Forderung umgehend als „untragbar“ zurückgewiesen. In Zeiten des strukturellen Wandels und des massiven wirtschaftlichen Einbruchs dürfe „die Wettbewerbsfähigkeit der Druckindustrie nicht durch überzogene Lohnerhöhungen beschädigt werden“, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Peter Klemm am Donnerstag in Wiesbaden. Im Vordergrund der Verhandlungen müsse die Sicherheit der Arbeitsplätze und Stabilität der Betriebe stehen. Deshalb sei es unverständlich, warum die neue Gewerkschaft ver.di an „dem überkommenen Ritual überzogener Forderungen“ festhalte.
Erste Metall-Tarifrunde fast abgeschlossen
Unterdessen ist die erste Tarifrunde für die 3,6 Millionen Beschäftigten in der Metall-Branche praktisch abgeschlossen. Sämtliche Verhandlungen endeten ohne Annäherung der Standpunkte, am Donnerstag in Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen. In der ersten Runde verhandelt nur noch der Tarifbezirk Sachsen-Anhalt an diesem Freitag. Allen Gesprächen lag die Forderung der IG Metall nach 6,5 Prozent höheren Einkommen zu Grunde.
In Böblingen begannen die Verhandlungen für die rund 800.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württembergs begleitet von Arbeitnehmer-Protesten. Vor der Kongresshalle versammelten sich rund 300 Gewerkschafter mit Pfeifen und Spruchbändern.
Ein Streitpunkt zwischen den Tarifparteien ist neben der Einkommenserhöhung der Einstieg in einen Entgeltrahmentarifvertrag zur Angleichung der Löhne und Gehälter von Arbeitern und Angestellten. Der Tarifvertrag läuft am 28. Februar aus. Die Friedenspflicht endet am 28. März. Die Gewerkschaft hat Warnstreiks im April angekündigt. Für Baden-Württemberg wurden die Verhandlungen auf den 5. März vertagt.
Die Tarifverhandlungen für die mehr als 120.000 Beschäftigten der sächsischen Metall- und Elektroindustrie wurden in Radebeul auf den 19. März vertagt. Die zweite Runde für die Thüringer Metallindustrie soll nach den Gesprächen in Eisenach am 5. März stattfinden. In Thüringen gibt es in der Branche 71.000 Beschäftigte - davon rund 21.000 in Firmen, die am Flächentarifvertrag gebunden sind.
Quelle: ntv.de