"Homosexuellen-Propaganda" Duma geht gegen Schwule vor
24.01.2013, 11:04 Uhr
Schwule leben gefährlich in Russland.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Dass Menschen durch schlechten Einfluss homosexuell werden, ist eine gewagte These - in Russland glauben viele daran. Bald könnte allein schon das Reden über Homosexualität, öffentliche Küsse unter Gleichgeschlechtlichen oder ein Bekenntnis zu einer homosexuellen Beziehung in Gegenwart Minderjähriger strafbar sein.
Homosexuellen in Russland droht nun auch landesweit ein umstrittenes Verbot, öffentlich über ihre Sexualität zu reden. Das russische Parlament will an diesem Freitag über ein gesetzliches Verbot von "Homosexuellen-Propaganda" entscheiden, wie der Vizechef der Staatsduma, Iwan Melnikow, in Moskau mitteilte.
Das unter anderem von Menschenrechtlern und der deutschen Bundesregierung kritisierte Gesetz gilt bereits in einigen Teilen Russlands, darunter St. Petersburg. Demnach werden Verstöße mit Geldbußen bestraft.
Öffentlicher Kuss-Protest
Das Parlament hatte eine Debatte über das Verbot von "Homosexuellen-Propaganda" mehrfach verschoben. Bürgerrechtler kritisierten das Gesetz als Verstoß gegen die europäische Menschenrechtskonvention. Vor dem Sitz der Duma in Moskau kam es Anfang dieser Woche zu gewaltsamen Übergriffen russisch-orthodoxer Christen auf Schwule und Lesben, die sich aus Protest gegen das Verbot öffentlich küssten.
Die Initiatoren des Gesetzes begründen das Verbot mit einem besseren Kinderschutz. Experten befürchten aber angesichts der verbreiteten Tabuisierung von Homosexualität in Russland, dass auch die Aufklärung über HIV und Aids eingeschränkt werden könnte. Homosexualität selbst ist nicht strafbar in Russland.
Quelle: ntv.de, dpa