Politik

Hartz IV für Kinder Eigene Regelsätze gefordert

Kinder bedürftiger Familien brauchen nach Überzeugung von Caritas-Präsident Peter Neher einen eigenen Hartz-IV-Satz. "Die Ausrichtung des Regelsatzes für Kinder und Jugendliche an dem für Erwachsene geht an den Bedürfnissen vorbei", sagte der Chef des katholischen Caritasverbandes in Freiburg der Deutschen Presse-Agentur. "Zudem ist die Kinderarmut ein derzeit drängenderes Problem als die Altersarmut."

Nach dem neuen Armutsbericht der Bundesregierung leben 12 Prozent aller Kinder in Armut. Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) rechnet dagegen 17,3 Prozent aller unter 15-Jährigen zur Gruppe der Armen. Einige Wissenschaftler sehen den Wert sogar bei 25 Prozent. Jugendliche erhalten 80 Prozent des Hartz-IV-Satzes für Erwachsene, Kinder 60 Prozent.

Unrealistische Berechnung

Bei der Berechnung werde übersehen, dass Kinder in der Wachstumsphase häufiger als Erwachsene Kleidung und Schuhe brauchen, sagte Neher. Auch der Schulbedarf sei nicht angemessen berücksichtigt: "Selbst Lernmittelfreiheit ist mittlerweile nur noch ein schönes Wort." Zudem müssten Beiträge für Nachhilfe, die sich Kinder aus sozial schwachen Familien kaum leisten könnten, sowie das Geld für eine tägliche Schulmahlzeit einkalkuliert werden.

Neher sprach sich für ein gebührenfreies erstes Kindergartenjahr aus, um Kindern möglichst früh den Zugang zu vorschulischer Bildung und Erziehung zu ermöglichen. Der enge Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft, Bildungschancen, beruflichem Werdegang und Einkommen müsse durchbrochen werden. Deshalb müsse vorrangig in Kinder investiert werden: "Jeder Politiker sagt, die Kinder sind unsere Zukunft, dann muss sich das auch finanziell auswirken."

Sparen an anderer Stelle

Zur Finanzierung seien beispielsweise Kürzungen bei den Rüstungsausgaben zu erwägen, sagte Neher. Zudem müsse man über den Sinn populistischer Maßnahmen wie der jüngsten Rentenerhöhung nachdenken. Allein durch sie fehlten dem Staat in den nächsten fünf Jahren elf Milliarden Euro für Investitionen in Zukunftsaufgaben.

Mit rund 520 000 Mitarbeitern in 25 000 Einrichtungen ist die Caritas der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Mehr als 40 Prozent der Beschäftigten arbeiten in den Einrichtungen und Diensten der Gesundheitshilfe, jeweils 20 Prozent in den Bereichen Kinder- und Jugendhilfe sowie Altenhilfe.

Quelle: ntv.de

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