Henning Otte im "ntv Frühstart" "Ein Dritter Weltkrieg steht nicht an"
10.05.2022, 09:40 Uhr
Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion glaubt angesichts der ukrainischen militärischen Erfolge nicht an eine Eskalation hin zu einem Konflikt zwischen NATO und Russland. Dass Bundeskanzler Scholz weiter Kiew meidet, kritisiert Otte scharf.
Die Angst der Deutschen, dass sich der Krieg in der Ukraine Richtung Westen ausweitet, steigt. Mittlerweile haben 59 Prozent der Bundesbürger Sorge, dass es zu einem Dritten Weltkrieg kommen könnte, wenn die Bundesregierung schwere Waffen an die Ukraine liefert. Henning Otte, verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, glaubt nicht an eine akute Gefahr. In der ntv-Sendung "Frühstart" sagte Otte: "Ein Dritter Weltkrieg steht nicht an, weil Russlands Kräfte schon in der Ukraine Probleme haben."
Immer wieder würden russische Truppen zurückgedrängt, die Ukrainer wehrten sich seit über zwei Monaten mit großem Erfolg. "Moralisch hat die Ukraine diesen Krieg längst gewonnen." Dennoch machte Otte klar, dass sich der Konflikt noch lange hinziehen könnte. "Man darf sich keiner Illusion hingeben, dass Putin einlenkt. Sondern es muss deutlich werden, die Ukraine muss die russischen Kräfte weiter zurückdrängen", sagte Otte.
Traut sich Scholz nicht nach Kiew?
Er äußerte sich auch zum bevorstehenden Besuch der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock in Kiew. Auch wenn Otte den Besuch grundsätzlich positiv findet, würde doch eine Reise des Kanzlers viel größere Bedeutung haben. "Herr Selenskyj hat Herrn Scholz eingeladen und wir im Parlament erwarten, dass sich der Bundeskanzler endlich zeigt. Man kann ja fragen, wo bleibt Scholz."
Die Haltung des Bundeskanzlers und die Entscheidung, erst einmal nicht nach Kiew zu reisen, kritisiert er stark. "Es entsteht ja der Eindruck, er würde sich nicht trauen und der Ukraine nicht vertrauen. Und das ist fatal." Immer wieder gab es Irritationen über eine Reise von Olaf Scholz nach Kiew. Höhepunkt war dann die Absage Kiews an einer geplanten Reise des Bundespräsidenten in die ukrainische Hauptstadt. Die Verstimmungen zwischen Berlin und Kiew waren groß. Auch wenn die diplomatischen Wogen mittlerweile wieder geglättet sind, ein möglicher Besuch des Bundeskanzlers in Kiew steht bislang jedenfalls noch nicht auf der Tagesordnung.
Quelle: ntv.de, shu/mto