Palästinenser ins Exil Einigung in Bethlehem
09.05.2002, 00:30 UhrIsrael und die Palästinenser haben sich auf ein Abkommen über ein Ende der seit fünf Wochen dauernden Belagerung der Geburtskirche in Bethlehem geeinigt. Am Donnerstagabend verlautete aus israelischen Regierungskreisen, die 13 in der Kirche eingeschlossenen mutmaßlichen palästinensischen Extremisten sollten ins Exil gehen und dabei auf mehrere Länder verteilt werden.
Nach der Einigung, die mit Hilfe europäischer Vermittler zu Stande kam, sollen Italien und Spanien einige der Palästinenser aufnehmen. Die anderen sollen auf mindestens vier weitere Länder verteilt werden, wie ein israelischer Gewährsmann erklärte. Ein Vertreter des italienischen Außenministeriums sagte, neben Italien und Spanien wollten Österreich, Griechenland, Luxemburg, Irland und möglicherweise auch Kanada einigen der Männer die Einreise gestatten. Vorübergehend sollen die Männer in Zypern Aufnahme finden, wie Außenminister Ioannis Kassoulides in Nikosia erklärte.
Aus militärischen Kreisen verlautete, es sei nicht wahrscheinlich, dass die insgesamt 123 Palästinenser in der Geburtskirche das Gelände vor Freitagmorgen verlassen würden.
Vergeltungsaktion beschlossen
Zuvor hatte das israelische Sicherheitskabinett nach den jüngsten Selbstmordanschlägen radikaler Palästinenser eine militärische Vergeltungsaktion beschlossen. Die Regierung wurde ermächtigt, Angriffe auf "terroristische Ziele " anzuordnen. An der Grenze zum Gazastreifen hat Israels Armee massiv Truppen zusammengezogen. Dier Bevölkerung hamsterte aus Furcht vor einer längeren Belagerung Lebensmittel. Öffentliche Gebäude und zentrale Straßen wurden geräumt.
Der Gazastreifen gilt als Hochburg der extremistischen Hamas-Bewegung, die sich zu dem am Dienstag in Rischon Lezion nahe Tel Aviv begangenen Attentat mit 15 Todesopfern bekannt hat. Hamas-Führer Scheich Jassin drohte Israel mit weiteren Anschlägen. Die palästinensische Polizei nahm 16 Hamas-Mitglieder fest. Palästinenserpräsident Jassir Arafat hatte seine Sicherheitskräfte angewiesen, gegen die Verantwortlichen für das Attentat vorzugehen.
Israelische Truppen drangen bereits am Donnerstagmorgen etwa 200 Meter tief auf palästinensisch kontrolliertes Gebiet in Rafah im Gazastreifen vor. Sie zerstörten ein Haus und einen Tunnel, der nach Armeeangaben zum Waffenschmuggel diente. Etwa zehn israelische Panzer drangen zudem in den palästinensischen Teil Hebrons im Westjordanland ein. Aus israelischen Militärkreisen verlautete, es handele sich um eine begrenzte Aktion. Jüdische Siedler nahe der Stadt Nablus wurden vor einem bevorstehenden Terrorangriff gewarnt und angewiesen, Schutzräume aufzusuchen.
Quelle: ntv.de