Politik

UN-Tribunal urteilt Elf Jahre Haft für Plavsic

Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat die frühere bosnisch-serbische Präsidentin Biljana Plavsic am Donnerstag zu elf Jahren Haft verurteilt. Richter Richard May erklärte, Plavsic sei während des Bosnienkriegs 1992 bis 1995 an Verbrechen von "größter Schwere" beteiligt gewesen. Übermäßige Milde sei nicht angebracht gewesen. Das Gericht habe jedoch berücksichtigt, dass Plavsic geständig war und sich nach dem Krieg um Frieden und Versöhnung bemüht habe.

Die 72-Jährige ist die ranghöchste Politikerin aus dem ehemaligen Jugoslawien, die bislang von dem Tribunal verurteilt wurde. Das Gericht erklärte, bei dem Urteil seien das fortgeschrittene Alter der Angeklagten und die Aussagen von Zeugen wie der früheren US-Außenministerin Madeleine Albright berücksichtigt worden, die Plavsics Rolle im Friedensprozess von Dayton betont hatten. Zugleich habe sie aber ihre Augen vor Mord, Folter und Plünderungen verschlossen.

Die frühere US-Außenministerin Albright unterhielt von 1996 bis 1998 freundschaftliche Beziehungen zu Plavsic. In dieser Zeit war Plavsic nach dem Abkommen von Dayton Präsidentin der Serbischen Republik innerhalb von Bosnien-Herzegowina.

Plavsic war die erste ranghohe Politikerin, die sich vor dem Haager Tribunal der Kriegsverbrechen für schuldig bekannt hat. In einer dramatischen Erklärung übernahm sie die Verantwortung für Grausamkeiten gegen Muslime und Kroaten im Bosnienkrieg und bat das Gericht um eine Strafe, die allen Seiten gerecht werden möge.

Sie habe damals geglaubt, die Serben kämpften im Bosnienkrieg ums Überleben. Heute wisse sie jedoch, dass viele Tausend Menschen Opfer organisierter Verbrechen geworden seien. Mit dem Wissen, dass sie für solches Leid verantwortlich sei, werde sie für immer leben müssen. Plavsic sagte weiter, sie hoffe, das Eingeständnis ihrer Schuld werde muslimischen, kroatischen und auch serbischen Opfern bei der Bewältigung der Vergangenheit helfen.

Im dem Krieg wurden rund 200.000 Menschen getötet. Plavsic war damals Stellvertreterin des bosnisch-serbischen Präsidenten Radovan Karadzic. Später sagte sie sich von ihm los. Sie stellte sich im Januar 2001 und bekannte sich später der politischen Verfolgung schuldig.

Quelle: ntv.de

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