Politik

Zuspruch von der Kirche Eltern sollen wählen können

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) erhält für ihre Pläne zum Ausbau der Kinderbetreuung Zustimmung von den Kirchen. Der Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky sagte dem "Tagesspiegel", er befürworte Betreuungsangebote, die die Erziehung der Eltern ergänzen und Eltern unterstützen. Für Eltern sei "eine echte Wahlmöglichkeit noch nicht hinreichend gegeben". Sterzinsky ist Vorsitzender der Kommission Ehe und Familie der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

Am Wochenende hatte bereits der neue Präsident des evangelischen Diakonischen Werks, Klaus-Dieter Kottnik, der Ministerin den Rücken gestärkt.

Grüne fordern bessere Qualifikation

Die Grünen-Abgeordnete Krista Sager mahnte eine qualitativ bessere Kinderbetreuung an. In den Betreuungseinrichtungen solle zumindest ein Teil des Personals Fachhochschulniveau oder einen Bachelor-Abschluss haben, sagte sie dem "Hamburger Abendblatt". Kinder würden nur dann gut gefördert, "wenn neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über die kindliche Entwicklung" vermittelt würden.

In der Politik wird seit Tagen über den Vorschlag von der Leyens diskutiert, bis 2013 die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren auf 750.000 zu verdreifachen. Die CDU-Politikerin löste damit in der Union einen Richtungsstreit über das Familienbild aus. Kritik daran kommt besonders aus Bayern und Baden-Württemberg, wo Unionspolitiker sich nur schwer vom traditionellen Familienbild mit berufstätigem Vater und nicht erwerbstätiger Mutter, die sich zu Hause um die Kindererziehung kümmert, trennen können.

Lob aus dem Südwesten

Allerdings bekam von der Leyen auch Zuspruch aus der CSU-Landtagsfraktion und aus der baden-württembergischen CDU. Der Generalsekretär der Südwest-CDU, Thomas Strobl, hat sich grundsätzlich hinter die Bundesfamilienministerin gestellt. "Ich finde, dass die CDU bei dem Thema Nachholbedarf hat. Insbesondere müssen wir die Wirklichkeit etwa in den Großstädten zur Kenntnis nehmen", sagte Strobl. "Das heißt aber nicht, dass wir von unseren Grundüberzeugungen, vor allem was die Wertigkeit und die besondere Stellung von Ehe und Familie angeht, abrücken." Zum ihrem Vorschlag zum Ausbau von Kinderkrippen äußerte sich Strobl aber eher skeptisch: "Vorschläge darf jeder machen. Glasklar ist aber: Die Zuständigkeit liegt ausschließlich bei den Ländern. Das ist das unzweifelhafte Ergebnis der Föderalismusreform."

Schleswig-Holsteins CDU-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen unterstützte zwar die Pläne von der Leyens. Bevor es zu neuen Ausgaben komme, müssten aber erst die öffentlichen Finanzen in Ordnung gebracht werden, sagte er den "Lübecker Nachrichten".

SPD macht Tempo

Die SPD dringt auf Vereinbarungen noch in diesem Jahr und schließt sich dem Vorschlag für ein Spitzentreffen der verschiedenen staatlichen Ebenen zu dem Thema an. So rasch wie möglich sollten Bund, Länder und Kommunen zu einem "Familiengipfel" zusammenkommen, sagte die für Familienpolitik zuständige stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, Nicolette Kressl, dem "Tagesspiegel". Sie nahm damit einen Vorschlag des CDU-Fraktionschefs im Land Berlin, Friedbert Pflüger, auf.

Ziel solle ein föderaler Pakt sein, in dem sich Bund, Länder und Kommunen auf den Umfang der Betreuungseinrichtungen und die gemeinsame Finanzierung einigten, sagte Kressl. "Die Eltern in Deutschland haben kein Verständnis dafür, wenn sich alle Beteiligten weiter über Kompetenzen und Geld streiten."

FDP will private Betreuung ausbauen

Die FDP-Bundestagsfraktion forderte, den privaten Markt für Kinderbetreuung stärker staatlich zu fördern, etwa durch steuerliche Anreize und den Abbau bürokratischer Hürden. Eltern und Betriebe, die selber Initiative zur Kinderbetreuung ergriffen, sollten vom Staat belohnt werden, sagte die familienpolitische Sprecherin Ina Lenke der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

DIHK für familienfreundliche Betriebe

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) appellierte an die Unternehmen, mehr für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu tun. Dann würden "sie als Arbeitgeber für Fachkräfte deutlich attraktiver", sagte DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun der Chemnitzer "Freien Presse". Studien belegten, dass Mütter und Väter in familienfreundlichen Betrieben schneller aus der Elternzeit zurückkehrten und Fehlzeiten sich verringerten. Kritik übte Braun an Arbeitnehmer-unfreundlichen Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen am Abend und an Wochenenden.

Quelle: ntv.de

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