Rosa Gedenken Endloser Kuss in Berlin
27.05.2008, 15:29 UhrDas nationale Denkmal für verfolgte Homosexuelle während der NS-Zeit ist in Berlin von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) der Öffentlichkeit übergeben worden. Neumann erinnerte daran, dass in der NS-Zeit weit über 50 000 Homosexuelle "wegen ihrer sexuellen Orientierung verurteilt, Tausende in die Konzentrationslager verschleppt und ermordet wurden". Heute blicke man "fassungslos auf diese Brutalität" zurück, die jeden ermahne, "dass jede Art von Diskriminierung gegenüber Andersdenkenden und -lebenden in unserer Gesellschaft keinen Platz mehr hat".
Der sich offen zu seiner Homosexualität bekennende Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) erinnerte daran, dass die Gesellschaft im Nachkriegsdeutschland die Opfer lange Zeit "verschwiegen und sogar noch weiter diskriminiert und verfolgt" habe. "Und wir haben noch heute die tägliche Diskriminierung in dieser ach so toleranten Stadt Berlin, in der das Überfall-Telefon für Schwule täglich zu tun hat." Zu den mehreren hundert Ehrengästen der Feierstunde gehörten Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Lala Süsskind, Romani Rose vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, für deren NS-Opfer zurzeit gegenüber dem Reichstag ein Mahnmal errichtet wird, und der schwule Filmemacher Rosa von Praunheim.
Die schlichte Betonstele (3,65 m hoch, 4,70 m lang) wurde am südlichen Rand des Berliner Tiergartens gegenüber dem Holocaust- Denkmal errichtet. Der Bundestag hatte 2003 das Mahnmal beschlossen. Der Entwurf für das 600 000 Euro teure Denkmal stammt von dem in Berlin lebenden dänisch-norwegischen Künstlerduo Michael Elmgreen und Ingar Dragset. Die Stele nimmt Bezug auf das gegenüberliegende Holocaust-Mahnmal für die ermordeten Juden Europas. Durch ein Fenster sieht der Betrachter die Filmprojektion einer scheinbar endlosen Kuss-Szene eines gleichgeschlechtlichen Paares. Ein erklärender Text informiert über die Homosexuellenverfolgung in der NS-Zeit.
Quelle: ntv.de