Aufmarsch an der Grenze zu Syrien Erdogan schickt Panzer los
27.06.2012, 10:46 Uhr
Erdogan reagiert sehr viel schärfer auf den Abschuss als die anderen Nato-Staaten.
(Foto: AP)
Er hatte von einer "Reaktion" gesprochen - und nun scheint sie da zu sein. Der türkische Ministerpräsident Erdogan schickt schweres Kriegsgerät an die Grenze zu Syrien. Welchen Auftrag das Militär genau hat, ist noch offen. Die Spannungen zwischen den beiden Ländern nehmen damit aber deutlich zu.
Nach der Androhung von Präventivangriffen gegen Syrien hat die türkische Armee offenbar damit begonnen, ihre Präsenz an der Grenze zum südlichen Nachbarn zu verstärken. Nach übereinstimmenden Presseberichten wurden zusätzliche Panzereinheiten ins Grenzgebiet im südostanatolischen Nusaybin und Cizre verlegt. Neben Panzern sei auch Artillerie ins Grenzgebiet verlegt worden. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte erklärt, jede syrische Truppeneinheit, die sich der Grenze nähere, werde ab sofort als militärisches Ziel gewertet und bekämpft.
Unterdessen ging im östlichen Mittelmeer die Suche nach den Piloten des am Freitag von Syrien abgeschossenen Militärflugzeugs weiter. Verkehrsminister Binali Yildirim sagte, die Helme der vermissten Piloten sowie einige Wrackteile der Maschine seien inzwischen gefunden worden. Erdogan hatte Syrien vorgeworfen, den unbewaffneten Aufklärungsjet absichtlich und im internationalen Luftraum abgeschossen zu haben. Syrien sei zu einer Bedrohung der nationalen Sicherheit geworden.
Die syrischen Regierungstruppen haben nach Einschätzung der Vereinten Nationen in den vergangenen drei Monaten im Kampf gegen Aufständische in "alarmierendem Ausmaß" die Menschenrechte missachtet. Dazu zählten auch Exekutionen, erklärten die UN. In dem Bericht erklärten die UN-Ermittler, es sei nach wie vor unklar, wer hinter dem Massaker von Hula im Mai mit mehr als 100 Toten stecke. "Aber regierungstreue Truppen waren möglicherweise für viele der Morde verantwortlich", hieß es. Auch gebe es viele Berichte über die Tötung von Menschen durch bewaffnete Oppositionsgruppen. Diese setzen in ihrem Kampf gegen Präsident Baschar al-Assad vermehrt Sprengsätze ein. Der Vertreter des oppositionellen syrischen Nationalrats, Sadiqu Al-Mousslie, verurteilte diese Vorgänge bei n-tv.de. "Das Regime geht sehr brutal vor, aber das ist keine Rechtfertigung für Morde", sagte er. Die Opposition stehe für Freiheit, nicht für Brutalität.
Aktuell sind bei einem Überfall auf einen regimenahen privaten Fernsehsender drei TV-Mitarbeiter getötet worden. Nach Angaben von Angestellten des Senders Al-Ikhbarija hatten bewaffnete "Terroristen" zwei Gebäude des Senders rund 20 Kilometer südlich der Hauptstadt Damaskus gestürmt und dort Studios verwüstet. Anschließend hätten die Eindringlinge Sprengsätze im Hauptgebäude platziert und zur Explosion gebracht. Wie die drei Beschäftigten genau umgekommen sind, war zunächst nicht klar. Der Sender ist im Privatbesitz, steht aber dem Regime von Baschar al-Assad sehr nahe.
Quelle: ntv.de, jmü/AFP/dpa