Türkischer Regierungschef wittert Komplott Erdogan will Korruptionsaffäre aussitzen
29.12.2013, 18:37 Uhr
Viele türkische Bürger verlangen seit Tagen den Rücktritt der gesamten Regierung.
(Foto: AP)
Die Türkei steckt wegen eines Korruptionsskandals mitten im politischen Umbruch. Landesweit fordern Bürger Konsequenzen in der Regierung, doch Ministerpräsident Erdogan bleibt starrsinnig. Er sieht in der Sache - und insbesondere in der Kritik aus dem Ausland - einen Versuch, die Türkei zu schwächen.
Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan denkt trotz des aktuellen Korruptionsskandals nicht an einen Rücktritt. Er werde die Krise überstehen, sagte der Ministerpräsident vor Anhängern in der Provinz Manisa. Diejenigen, die versuchten, ihn zu stürzen, würden mit ihren Vorhaben genauso scheitern wie die Anti-Regierungsdemonstrationen im vergangenen Sommer im Gezi-Park in Istanbul.
"Sie sagten Gezi und zerschmetterten Fenster. Nun sagen sie Korruption und schlagen Scheiben ein. Diese Verschwörung wird keinen Erfolg haben", rief Erdogan den jubelnden Menschen zu. Der Skandal sei ein internationaler Komplott. Seinen Gegnern gehe es nicht um Korruption, sie hätten eine Schwächung der Türkei im Sinn.
Das Land wird von einem Korruptionsskandal erschüttert, der bis in das Umfeld Erdogans reicht. Am Freitag war es in Istanbul bei einer Demonstration gegen ihn zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen. Polizisten setzten Wasserwerfer und Tränengas ein, als Demonstranten den Rücktritt Erdogans forderten. Vor eineinhalb Wochen waren überraschend Dutzende Korruptionsverdächtige festgenommen worden.
"Ernstzunehmende Schmierenkomödie"
Die Ermittlungen richten sich auch gegen Söhne von inzwischen zurückgetretenen Ministern. Erdogan hat rund 70 an den Ermittlungen beteiligte Polizisten entlassen. Zudem baute er sein Kabinett in großem Stil um und holte sich als besonders loyal geltende Politiker an seine Seite. Der Regierungschef weist in dem Korruptionsskandal jegliches Fehlverhalten zurück.
Es werde "eine sehr ernstzunehmende Schmierenkomödie" gespielt, sagte Erdogan schon am Samstag. Zuvor hatten ihn deutsche Politiker kritisiert. Auch auf Kritiker innerhalb der Landes schoss er scharf: In der Türkei gebe es "eine Bande, die im Begriff ist, sich zu einer kriminellen Gruppierung zu entwickeln", sagte Erdogan mit Blick auf seinen früheren Verbündeten und heutigen Widersacher im religiös-konservativen Lager, Fethullah Gülen, und die türkische Justiz. "Sie wissen nicht, was Privatsphäre bedeutet, sie überwachen und sie hören ab", fügte er hinzu. Beteiligt seien sowohl Mitarbeiter der Justiz als auch der Polizei.
Quelle: ntv.de, jtw/rts/AFP