Politik

US-Wähler überraschen Experten Das sind die Riesen der Wahlnacht

Drei große Gewinner des Abends: Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der neue Senator von Pennsylvania John Fetterman und J.D. Vance, ebenfalls Sieger im Senatsrennen von Ohio.

Drei große Gewinner des Abends: Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der neue Senator von Pennsylvania John Fetterman und J.D. Vance, ebenfalls Sieger im Senatsrennen von Ohio.

Einen überragenden Wahlsieg, eine "rote Welle", hatten sich die Republikaner bei den Kongresswahlen in den USA erhofft - doch es kommt anders. Einige Erfolge feiern sie dennoch. Aber auch manche Demokraten strahlen als Wahlsieger. Wer sind sie und was ist von Ihnen zu erwarten?

Auch wenn noch nicht alle Wahlergebnisse vorliegen, gibt es schon klare Trends bei den Kongresswahlen in den USA. Vor allem die Demokraten atmen auf. Der Erdrutschsieg der Trump-Partei ist ausgeblieben, viele demokratische Bewerber und Amtsinhaber halten die Stellung. Noch warten viele Fragen auf Antworten. Schaffen es die Demokraten, ihre hauchdünne Mehrheit im Senat zu verteidigen? Schaffen es die Republikaner, die Mehrheit im Repräsentantenhaus zu erobern - und wenn ja, mit welchem Vorsprung?

Doch es gibt auch bereits klare Gewinner, sowohl bei den Demokraten als auch bei den Republikanern. Hier sind sieben von ihnen:

John Fetterman

In Jeans und Kapuzenpulli bewarb sich der ehemalige Bürgermeister eines Vorortes von Pittsburgh als Senator für Pennsylvania. Der Demokrat siegte, obwohl er mit den Folgen eines Schlaganfalls kämpfte. Seine Superkraft dabei: der "Ich bin einer von euch"-Faktor. Genau das, was sein Gegner, der Millionär und TV-Arzt Mehmet Oz, nicht verkörperte. Sein Sieg ist der wichtigste Erfolg der Demokraten bei den Kongresswahlen. Seinen Sitz hatte zuvor ein Republikaner inne, der nicht erneut kandidierte. Damit wird Fetterman zur "Lebensversicherung" der Demokraten. Sie können es sich nun leisten, einen anderen Senatssitz zu verlieren. Denn im Senat herrschte bisher Gleichstand, beide Parteien hatten 50 Sitze. In Pattsituationen kann die demokratische Vizepräsidentin Kamala Harris eine Entscheidung herbeiführen.

J.D. Vance

Bekannt wurde J.D. Vance eigentlich durch ein Buch, in dem er half zu verstehen, warum Menschen wie er Donald Trump wählten - kritisierte ihn aber in Interviews scharf. Doch als er dessen Hilfe brauchte, schwenkte er um und gerierte sich als Fan des Ex-Präsidenten. Von Trump für seinen "Arsch-Kuss" verspottet, ist Vance nun Senator für Ohio. Sein Ergebnis ist überaus überzeugend. Mit sieben Prozentpunkten Vorsprung wies er den Demokraten Tim Ryan in die Schranken, dem Experten eigentlich einen starken Wahlkampf attestiert hatten. Vance ist das Beispiel, dass Trumps Hilfe noch Wahlen entscheiden kann, auch wenn das in der Wahlnacht bei weitem nicht überall der Fall war. Selbst wenn der Stern des Ex-Präsidenten sinken sollte, gehört Vance zu jenen Politikern, die den Trumpismus auch ohne Trump weiterverfolgen werden.

Ron DeSantis

Dass Ron DeSantis als Gouverneur von Florida wiedergewählt wurde, ist keine Überraschung. Die Höhe allerdings schon: DeSantis holte 59,4 Prozent, sein demokratischer Herausforderer kam gerade einmal auf 40. Ein Erfolg im Erfolg war, dass er auch den Wahlkreis Miami-Dade gewann, der bisher die Demokraten-Hochburg schlechthin im Bundesstaat war. Der haushohe Sieg wird DeSantis Rückenwind im Kampf um eine Präsidentschaftskandidatur geben und die Rivalität mit Trump anheizen. Der Republikaner ist USA-weit die Hoffnung jener Parteifreunde, die Trump mittlerweile für zu kontrovers halten, um noch Wahlen zu gewinnen. Trotzdem: Sollte er tatsächlich 2024 ins Weiße Haus einziehen, dann mit den Themen, die auch Trump groß gemacht haben. Zum Beispiel mit der Frage, warum die Amerikaner für die Sicherheit Deutschlands und Europas zahlen sollten. "Wenn DeSantis Präsident würde, müssen sich die Europäer warm anziehen, und das nicht nur im Winter", sagte der US-Kenner und Politikwissenschaftler Michael Werz bei einem Pressegespräch im Berliner Thinktank "Progressives Zentrum" dazu.

Maura Healey, Sarah Huckabee Sanders und Josh Shapiro

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Wenn Gouverneure nicht gerade Arnold Schwarzenegger heißen oder Präsident werden wollen, hört man diesseits des Atlantiks nicht viel von ihnen. Aber dennoch gehören diese drei zu den Siegern der Wahlnacht. Maura Healey regiert künftig als Gouverneurin Massachusetts - was nicht nur für Aufmerksamkeit sorgt, weil sie die erste offen lesbische Regierungschefin des Bundesstaates ist. Sondern auch, weil die 51-Jährige einen Republikaner ablöst. Das gleiche gilt für Josh Shapiro in Pennsylvania. Er schlug Doug Mastriano, der sich als glühender Trump-Anhänger präsentiert hatte. Der Sieg von Shapiro beweist, dass Trumps Hilfe im Wahlkampf auch schaden kann. Was bei Sarah Huckabee Sanders definitiv nicht der Fall war. Die 40-jährige frühere Pressesprecherin Trumps gewann ihre Wahl in Arkansas klar und ist dort künftig Gouverneurin - wie es bereits ihr Vater Mike Huckabee von 1996 bis 2007 war.

Joe Biden

Er stand zwar gar nicht zur Wahl, aber dennoch war diese Wahl natürlich auch eine Abstimmung über die bisherige Politik von Präsident Joe Biden. Die Tatsache, dass seine Partei statt zusammenzubrechen nun im Gegenteil einige Erfolge feiert, ist mehr als ein Trostpflaster für den Präsidenten. Schließlich hat die Partei des Präsidenten in den vergangenen 40 Jahren fast immer deutlich Federn gelassen. Die Demokraten könnten "erhobenen Hauptes" in die zweite Hälfte der Amtszeit Bidens gehen, sagt USA-Experte Werz. Die große Frage ist nun, ob er noch einmal kandidieren wird. An seinem Alter, seinem großen Minuspunkt, ändert das Ergebnis jedenfalls nichts. Aber eine klare Niederlage hätte mögliche Herausforderer ermutigt. So kommt der Präsident mit dem sprichwörtlichen blauen Auge davon und hat dennoch Grund zum Lächeln.

Quelle: ntv.de

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