Untersuchung auf dem Skandal-Schiff Ermittler erreichen "Gorch Fock"
28.01.2011, 07:09 Uhr
Die "Gorch Fock" vor dem Hafen in Ushuaia.
(Foto: picture alliance / dpa)
Während die Vorgänge auf der "Gorch Fock" in der Heimat für Wirbel sorgen, liegt das Schulschiff vor Argentinien auf Reede. Nun trifft eine Kommission ein, die den Todesfall einer Kadettin im vergangenen Jahr aufklären soll. In der CDU wird indes Kritik am Verteidigungsministerium, nicht aber am Minister laut.

Auf einem argentinischen Boot wird die Kommission auf das Schulschiff gebracht.
(Foto: picture alliance / dpa)
Auf der "Gorch Fock" ist ein Untersuchungsteam eingetroffen, das die jüngst bekannt gewordenen Vorfälle auf dem Bundeswehr-Segelschulschiff aufklären soll. Die Delegation unter der Leitung des Marineamts-Chefs Horst-Dieter Kolletschke werde ihre Arbeit auf dem Dreimaster sofort aufnehmen, teilte ein Marine-Sprecher mit. In dem Untersuchungsteam sind neben Kolletschke auch Juristen des Verteidigungsministeriums und des Marineamts sowie Mitarbeiter des Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus vertreten.
Die siebenköpfige Kommission sollen Vorwürfe untersuchen, wonach Offiziersanwärter von der Stammbesatzung des Segelschulschiffs drangsaliert worden seien. Im November war eine Offiziersanwärterin aus der Takelage des Schiffes auf das Deck gestürzt. Sie starb kurz darauf an den Folgen des Unfalls. Nach ihrem Tod sollen die Auszubildenden gegen die Stammbesatzung gemeutert haben. Wegen der Ereignisse steht auch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg unter Druck.
Die "Gorch Fock" liegt seit vergangener Woche vor der argentinischen Küste bei Ushuaia auf Reede. Der bisherige Kommandant Norbert Schatz wurde wegen der Vorwürfe suspendiert. Das Schiff soll nun vom seinem früheren Kapitän Michael Brühn zurück nach Deutschland gebracht werden.
Mißfelder fordert mehr Informationen
Der außenpolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Philipp Mißfelder, verlangt angesichts der aktuellen Bundeswehr-Skandale vom Verteidigungsministerium eine bessere Informationspolitik. "Das war eine Riesenschlamperei", ereiferte sich Mißfelder im ZDF mit Blick auf die unvollständige Unterrichtung des Verteidigungsausschusses über einen mutmaßlich beim Spielen mit einer Waffe getöteten Soldaten in Afghanistan.
Die Medien seien besser informiert gewesen als das Parlament, kritisierte der CDU-Politiker und stellte klar: "Wir Bundestagsabgeordnete müssen zu jeder Zeit vollen Zugriff auf alle Informationen haben." Den zuständigen Minister zu Guttenberg treffe daran aber keine Schuld, der verantwortliche Staatssekretär habe seinen Fehler eingeräumt.
Mißfelder befürchtet zugleich durch die Skandale einen nachhaltigen Schaden für die Bundeswehr, die gerade durch die Abschaffung des Wehrdienstes attraktiv sein müsse. Er glaube nicht, "dass intelligente Leute noch Lust und Zeit aufbringen wollen, sich dort für einen Dienst an ihrem Land zur Verfügung zu stellen", vermutete Mißfelder mit Blick auf das Segelschulschiff "Gorch Fock".
In der Vielzahl der Bundeswehr-Affären sieht der Unions-Außenpolitiker eine Kampagne gegen den populären Verteidigungsminister. Er glaube nicht, dass es ein Zufall sei, "dass vergangene Woche gleich drei Skandale rauskamen, die dann alle hoch gebauscht worden sind". Guttenberg werde generell mit anderen Maßstäben gemessen. Auch Fehler von Untergebenen, von denen er "vielleicht gar nichts gewusst hat", würden ihm angelastet.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP