Politik

Nach dem Lipobay-Skandal Ermittlungen gegen Bayer

Die Kölner Staatsanwaltschaft hat wegen der Lipobay-Affäre ein Ermittlungsverfahren gegen die Bayer AG eingeleitet. Es bestehe der Anfangsverdacht eines fahrlässigen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz. Der Leiter der Staatsanwaltschaft, Jürgen Kapischke, sagte, es gehe vor allem um die Frage, ob der Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern Lipobay nach dem Bekanntwerden der potenziell tödlichen Nebenwirkungen schnell genug vom Markt genommen habe.

Kapischke verwies auf die Vorwürfe des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bayer habe die Bonner Experten zu spät über die Häufung von Todesfällen und Nebenwirkungeni informiert. Bayer selbst hat dies stets bestritten, kündigte aber an, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zu unterstützen.

Hinweise auf fahrlässige Körperverletzung oder fahrlässige Tötung im Zusammenhang mit dem Cholesterinsenker lägen nicht vor.

Das umstrittene Arzneimittel Lipobay/Baycol wird weltweit mit dem Tod von über 50 Menschen in Verbindung gebracht. Bayer hatte den Cholesterinsenker im August wegen starker Nebenwirkungen vom Markt genommen. Die Rücknahme des Medikaments und schlechte Geschäftszahlen hatten den Kurs der Bayer-Aktie einbrechen lassen. Das Unternehmen kündigte den Abbau von weltweit 4.000 Stellen an.

Nach der Rückholaktion hatte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) einen Medikamentenpass für alle Patienten gefordert. Mittels einer elektronischen Patientenakte könnten Ärzte und Apotheker sofort bei der Behandlung sehen, welche Arzneien der Patient verschrieben bekomme und einnehme.

Ärzte hatten der Bundesregierung vorgeworfen, nicht rechtzeitig vor den Gefahren von Lipobay gewarnt zu haben. Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Bruno Müller-Oerlinghausen, kritisierte, dass das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte bereits Anfang Juni von den Risiken gewusst habe. Das Institut, das dem Gesundheitsministerium untersteht, habe es versäumt, sofort einen Stufenplan zur Risikoabwehr in Gang zu setzen.

Quelle: ntv.de

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