Sklavenhandel blüht Erschütternde Zahlen
12.02.2009, 20:03 UhrTrotz der internationalen Ächtung des Menschenhandels werden immer noch hunderttausende Frauen und Kinder weltweit als Sexsklaven verkauft. Andere werden zur Arbeit gezwungen oder für den illegalen Organhandel missbraucht. "Wir sehen nur die Spitze des Eisbergs", warnte der Direktor der UN-Organisation gegen Drogen- und Menschenhandel (UNODC), Antonia Maria Costa, in New York bei der Vorlage eines internationalen Untersuchungsberichts.
"Die Zahlen werden sicher noch steigen, weil die Wirtschaftskrise das Reservoir potenzieller Opfer und die Nachfrage nach billigen Waren und Dienstleistungen noch erhöht", sagte er. Die Oscarpreisträgerin Mira Sorvino ("Geliebte Aphrodite") will sich künftig als Goodwill-Botschafterin der Organisation gegen den Missbrauch einsetzen.
Sexueller Missbrauch und Zwangsarbeit
Dem Bericht zufolge ist sexuelle Ausbeutung mit 79 Prozent die häufigste Form des modernen Menschenhandels, gefolgt von Zwangsarbeit mit 18 Prozent. Fast ein Fünftel der Opfer sind Kinder, in manchen Regionen wie West-Afrika sind fast ausschließlich Minderjährige betroffen. "Die feinen Finger der Kinder werden missbraucht, um Fischernetze zu knüpfen, Luxuskleider zu nähen oder Kakaobohnen zu ernten. Ihre Unschuld wird für Bettelaktionen, Prostitution und Kinderpornografie ausgenutzt", sagte Costa. Kleine Jungen müssten als Kindersoldaten den Umgang mit einem Gewehr lernen, ehe sie lesen könnten.
Viele Regierungen sind blind
Der UN-Experte forderte ein schärferes Vorgehen gegen diese Art von Kriminalität. 40 Prozent der insgesamt 155 untersuchten Länder hätten keine einzige Verurteilung wegen Menschenhandel gemeldet. "Viele Regierungen leugnen die Tatsache der modernen Sklaverei", kritisierte er. "Entweder sind diese Länder blind für das Problem oder schlecht vorbereitet, es anzupacken - oder beides."
Frauen handeln mit Frauen
Auffallend häufig sind bei der Sex-Sklaverei Frauen die Täter. In Osteuropa und Zentralasien stellen sie dem Bericht zufolge 60 Prozent der einschlägig Verurteilten. "In diesen Ländern ist es die Norm, das Frauen mit Frauen handeln", so Costa. "Es ist schockierend, dass frühere Opfer selbst Täter werden." Häufig findet der Menschenhandel im eigenen Land statt. Im reichen Europa jedoch kommen die Opfer meist aus anderen Teilen der Welt.
2003 war eine Vereinbarung der Vereinten Nationen gegen Menschenhandel in Kraft getreten. Sie ist inzwischen von 125 der 155 untersuchten Länder unterschrieben. Viele Länder, besonders in Afrika, hätten jedoch nach wie vor nicht die Rechtsmittel zur Ahndung der Delikte, heißt es in dem Bericht.
Quelle: ntv.de