Diplomatisches Tauziehen Erste Geiseln frei?
11.08.2007, 08:09 UhrIm Fall der in Afghanistan verschleppten Südkoreaner gibt es Bewegung: Die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan haben möglicherweise zwei der 21 verschleppten Südkoreaner freigelassen. Es handle sich um zwei erkrankte Frauen, sagte ein Taliban-Sprecher der dpa am Telefon. Von unabhängiger Seite gab es für diese Angaben zunächst keine Bestätigung. Der Gouverneur der Provinz Ghasni und der afghanische Präsident Hamid Karsai erklärten übereinstimmend, sie wüssten nichts von einer solchen Freilassung.
Es handle um eine "Geste des guten Willens", sagte Taliban- Sprecher Kari Jussif Ahmadi. Die Entscheidung der Taliban sei auch das Ergebnis ihrer Gespräche mit Unterhändlern aus Seoul, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap den Taliban-Sprecher Ahmadi.
Zuvor hatte ein anderer Sprecher nach direkten Gesprächen zwischen Südkoreanern und Taliban Hoffnung auf ein mögliches Ende der Geiselnahme geweckt. Erste direkte Verhandlungen zwischen den Taliban und Diplomaten aus Seoul hatten am Freitag begonnen und waren am Samstag fortgesetzt worden. Yonhap berichtete, ein Mitglied der Taliban-Delegation habe sich danach verhalten optimistisch geäußert, dass die Gespräche zu einem Durchbruch führen könnten. "Ich denke, die Verhandlungen können auf einem positiven Weg enden", wurde das Mitglied zitiert. Allerdings habe er zugleich die Forderung nach einer Freilassung von inhaftierten Taliban-Kämpfern bekräftigt.
Die Regierung in Kabul sowie lokale Stammesführer hatten den Taliban-Vertretern nach Angaben der Rebellen Sicherheitsgarantien für das Treffen gegeben. Vertreter der Taliban äußerten sich angesichts dieser Sicherheitsgarantien am Samstag auch ganz offen gegenüber der Presse auf einer Straße Ghasnis.
Am 19. Juli waren insgesamt 23 Mitglieder einer südkoreanischen Kirchengruppe in Ghasni entführt worden. Zwei männliche Geiseln wurden später von ihren Entführern erschossen. Die Taliban verlangen die Freilassung von Gesinnungsgenossen aus afghanischer Haft und haben wiederholt mit der Tötung der Geiseln gedroht, falls ihren Forderungen nicht nachgekommen wird.
Unterdessen war das Schicksal eines deutschen Ingenieurs dreieinhalb Wochen nach seiner Entführung weiterhin ungewiss. "Der Krisenstab ist rund um die Uhr bemüht um die Freilassung der deutschen Geisel", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. Einzelheiten nannte sie nicht. Der Bauingenieur Rudolf B. (62) war am 18. Juli - einen Tag vor den Südkoreanern - zusammen mit einem Kollegen verschleppt worden. Der 44-jährige Rüdiger D. wurde dann von seinen Entführern ermordet. Dem Obduktionsbericht zufolge wurde er nach einem Kreislaufzusammenbruch erschossen.
Quelle: ntv.de