Südkoreas Präsident Kim Dae Jung hat am Donnerstag eine umfassende Regierungsumbildung vorgenommen. Erstmals wird eine Frau die Regierungsgeschäfte führen. Zuvor hatte Kim den Ministerpräsidenten, den Verteidigungsminister und fünf weitere Kabinettsmitglieder entlassen.

Zur neuen Ministerpräsidentin berief Kim die frühere Universitätspräsidentin Chang Sang. Neuer Verteidigungsminister wurde Lee Jun, ein pensionierter General.

Beobachtern zufolge stand der Schritt im Zusammenhang mit dem jüngsten Seegefecht mit Nordkorea, das Kims Aussöhnungspolitik einen schweren Dämpfer versetzt hatte. Dabei waren am 29. Juni vier südkoreanische Soldaten getötet und 19 weitere verletzt worden.

Dem bisherigen Verteidigungsminister Kim Dong Shin war vorgeworfen worden, nicht resolut genug bei Nordkorea gegen diesen Zwischenfall protestiert zu haben. Auch andere Regierungsmitglieder waren in die Kritik geraten.

Obwohl das Amt des Ministerpräsidenten in Südkorea überwiegend repräsentative Aufgaben hat, wurde die Berufung der ersten Frau in diese Funktion als Signal für die traditionell von Männern dominierte Gesellschaft gewertet. "Die Rolle der Frauen ist sehr wichtig im 21. Jahrhundert", erklärte Kims Stabschef Park Jie Won.

Die Kabinettsumbildung erfolgt kurz vor Nachwahlen zum Parlament im August. Bei den Kommunalwahlen während der Fußball-Weltmeisterschaft hatte die regierende Demokratische Millenniumspartei herbe Verluste erlitten. Der Wahlkampf war damals von Korruptionsskandalen bis in die Präsidentenfamilie hinein überlagert worden. Im Dezember muss in Südkorea ein neuer Präsident gewählt werden. Kim, dessen Amtszeit im kommenden Februar endet, kann nach fünf Jahren gemäß der Verfassung nicht wieder kandidieren.