Mafia-Boss über Berlusconi Es gab "direkte Kontakte"
04.12.2002, 15:16 UhrItaliens Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat nach Angaben eines übergelaufenen Mafiabosses "direkte Kontakte" mit der sizilianischen Mafia unterhalten. Die Mafia habe bei Wahlen die Kandidaten des Berlusconi-Bündnisses unterstützt, zitierten italienische Zeitungen den ehemaligen Mafioso Antonio Giuffr, der jetzt mit der Justiz kooperiert. Dessen Aussagen seienvon der Staatsanwaltschaft von Palermo als Beweismaterial gegen den Berlusconi-Vertrauten und Parlamentsabgeordneten Marcello Dell'Utrivorgelegt worden.
Dell'Utri ist in Palermo wegen Mafia-Mitgliedschaft angeklagt. In der Vorwoche war auch Berlusconi als Zeuge in dem Verfahren befragtworden, doch er hatte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauchgemacht.
Bei der Parlamentswahl im Mai 2001 hatte Berlusconis Mitte-Rechts-Bündnis alle Wahlkreise auf Sizilien für sich entscheiden können. Nach Giuffrs Worten erwarte die Mafia als GegenleistungHafterleichterungen für verurteilte Mafiabosse, ein Ende derBeschlagnahmungen von Mafia-Vermögen durch den Staat und derVerfolgung der Mafia durch die Justiz. Diese Forderungen sind jedochbisher nicht erfüllt worden.
In der Vergangenheit sind führende italienische Politikerwiederholt mit der Mafia in Verbindung gebracht worden. Im Novemberwurde der ehemalige Regierungschef Giulio Andreotti von einemBerufungsgericht zu 24 Jahren Haft verurteilt, weil er 1979 dieErmordung eines Journalisten durch die Mafia angeordnet haben soll. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig.
Quelle: ntv.de