Telekom-Tarif-Verhandlungen Es tut sich was
28.06.2002, 00:02 UhrIn die Tarifverhandlungen für die Telekom AG ist Bewegung gekommen. Verhandlungskreisen zufolge erhöhten die Arbeitgeber ihr Angebot. Demnach sollen die Einkommen der 124.000 Beschäftigten des Konzerns ab 1. Juli um 4,1 Prozent aufgestockt werden. Vom 1. Mai 2003 an soll eine weitere Erhöhung um 3,2 Prozent erfolgen. Dies sei Teil des Sondierungspapiers, das die Arbeitgeber am Mittag vorgelegt hatten, berichteten Teilnehmer der Verhandlungen in Berlin.
Dennoch wurde erwartet, dass die Gespräche noch länger andauern würden. Es könne "ein langer Abend" werden, hieß es. Ein Knackpunkt sei, dass die Telekom in den kommenden Jahren 22.000 Arbeitsplätze abbauen wolle. Das ginge mit Maßnahmen einher, die noch verhandelt werden müssten.
Die vierte Runde in den Tarifverhandlungen für die etwa 120.000 Beschäftigten der Telekom hatte am Donnerstag begonnen. Die Gewerkschaft ver.di fordert Einkommenserhöhungen von 6,5 Prozent. Bei der dritten Verhandlungsrunde am 10. Juni hatte die Telekom um 3,8 Prozent höhere Entgelte ab 1. Juli und weitere drei Prozent mehr ab 1. Mai 2003 geboten. Die Gewerkschaft hatte dieses Angebot als zu niedrig zurückgewiesen.
Weitere Warnstreiks
Vor Beginn der Verhandlungen am Donnerstag waren erneut mehrere tausend Beschäftigte in mehreren Bundesländern in Warnstreiks getreten. In Berlin beteiligten sich laut ver.di rund 10.000 Beschäftigte an vorübergehenden Arbeitsniederlegungen in Call-Centern. Vor dem Tagungshotel in der Bundeshauptstadt demonstrierten etwa 5.000 Arbeitnehmer für die Gewerkschaftsforderungen.
ver.di-Chef Frank Bsirske sagte zu den Demonstranten, nach Jahren des Reallohnverzichts verlange die Gewerkschaft eine "nachhaltige und spürbare Lohnerhöhung". Vorrangigstes Ziel sei "Geld ins Portemonnaie". Den Arbeitgebern drohte Bsirske: "Wir machen den Laden dicht, wenn nicht gehandelt wird, wenn unsere Signale nicht verstanden werden."
Erneute Bankenstreiks
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat am Freitag die Streiks im Tarifkonflikt im Bankengewerbe fortgesetzt. In der Bankenstadt Frankfurt und vier weiteren Städten legten am Morgen nach Angaben von Verdi rund 8.000 Beschäftigte die Arbeit nieder. Wie geplant seien vor allem Filialen bestreikt worden, sagte Verdi-Sprecher Uwe Foullong.
In Hannover seien die Türen von 45 Volksbanken verschlossen geblieben. Auch in Hamburg und Karlsruhe konnten Geschäftsstellen nicht öffnen. Bei der Nassauischen Sparkasse in Wiesbaden waren einer Banksprecherin zufolge 120 von 170 Filialen dicht.
Der Verdi-Sprecher sagte, die Urabstimmungen über Streiks würden in Berlin, dem Saarland und Baden-Württemberg fortgesetzt. Die Gewerkschaft werde Ende nächster Woche erneut zu Streiks aufrufen. "Von den Arbeitgebern gibt es kein neues Signal über einen Verhandlungstermin", sagte Foullong.
Die Empfehlung der Arbeitgeber, die Einkommen zum 1. Juli freiwillig um 3,1 Prozent anzuheben, lehnte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft, Hinrich Feddersen, ab. "Wir wollen einen Tarifvertrag, Einkommenserhöhungen und Regelungen zur Beschäftigungssicherung", erklärte er. ver.di fordert für die 460.000 Beschäftigten in der Branche 6,5 Prozent mehr Geld.
Quelle: ntv.de