Bürgerentscheid gegen Millionen-Investition Essener stoppen neue Messehallen
19.01.2014, 21:29 Uhr
Essen ist schon lange hoch verschuldet.
(Foto: dpa)
Die Stadt Essen hat schon bessere Tage erlebt. Die Einwohnerzahlen sinken, die Schulden steigen, die Messe ist marode. Nun stimmt auch noch eine denkbar knappe Mehrheit gegen eine Modernisierung der Messehallen. Ihre Gründe sind gewichtig.
In Essen haben die Bürger Pläne der Stadt für die Modernisierung der Messe gestoppt. Bei einem Bürgerentscheid bekamen die Gegner der Ausbaupläne eine knappe Mehrheit. Ihr Antrag, den Beschluss des Stadtrats aufzuheben, erhielt 50,4 Prozent der Stimmen. Für die Erweiterung der Messe stimmten nach Angaben der Stadt 49,6 Prozent der Teilnehmer am Bürgerentscheid.
Der Rat hatte im Sommer mit großer Mehrheit beschlossen, für 123 Millionen Euro neue Messehallen zu bauen. Dadurch sollte die Abwanderung von wichtigen Ausstellungen in andere Städte verhindert werden. Die Kritiker befürchten, dass die hoch verschuldete Stadt sich mit der Investition übernimmt. Ihnen ging es nach eigenen Angaben nicht darum, eine Modernisierung der Messe grundsätzlich zu verhindern. Die Pläne der Stadt enthalten nach ihrer Einschätzung aber zu hohe Kostenrisiken.
Die Beteiligung an dem Bürgerentscheid betrug 28,8 Prozent. Am Ende hatten die Gegner der Pläne mit gut 66.000 Stimmen knapp 1000 Stimmen Vorsprung vor den Befürwortern des Messeausbau.
Essen ist der neuntgrößte Messestandort in Deutschland. Jedes Jahr finden dort 50 Ausstellungen statt, darunter umsatzbringende Fachmessen wie die Internationale Pflanzenmesse oder Publikumsmagnete wie die Tuning-Messe "Essen Motorshow". Jedes Jahr bringe das Messegeschäft 360 Millionen Euro als sogenannte Umwegrendite in die Stadt, hatten die Befürworter der Modernisierung argumentiert. 3500 Arbeitsplätze hingen an der Messe.
Desaströse Finanzlage
Nach einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young vom Dezember vergangenen Jahres ist Essen allerdings extrem verschuldet. So lasten auf den Schultern der knapp 600.000 Einwohner Schulden in Höhe von 3,24 Milliarden Euro.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa