Das "in den Medien vergessene Land" Estland ist "deutscher als die Deutschen"
10.07.2013, 07:22 Uhr
Präsident Ilves und seine Frau Elvira (l) zeigen Bundespräsident Gauck und dessen Lebensgefährtin Daniela Schadt ihren Sommersitz in Ärma Talu.
(Foto: dpa)
Kanzlerin Merkel macht in der Eurokrise einen guten Job. Europaweit müsste Deutschland aber eine noch stärkere Führungsrolle übernehmen, wünscht sich der estnische Präsident Ilves. Bei ihm zu Gast ist gerade Bundespräsident Gauck.
Für den estnischen Präsidenten Toomas Hendrik Ilves ist die deutsche Politik in der Eurokrise ein großes Vorbild - nur die Berliner Führung könnte stärker sein. "Wir schätzen die Position von Kanzlerin Angela Merkel sehr", sagte Ilves. "Aber wir würden gerne eine stärkere deutsche Führungsrolle in Europa sehen, nicht nur in Haushaltsfragen, sondern etwa auch in der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik."
Ilves betonte, Estland habe mit rund zehn Prozent des BIP eine der niedrigsten Verschuldungen in der EU. "Wir sind deutscher als die Deutschen", sagte er. Leider würde Estland von den Medien immer vergessen, wenn es darum gehe, welche Länder in Europa auf Kurs sind. "Nicht nur Deutschland macht es richtig", sagte er. Zudem gebe es in Estland eine der höchsten Zustimmungsraten zur gemeinsamen Währung.
Derzeit hält sich Bundespräsident Joachim Gauck zu einem Staatsbesuch in Estland auf. Präsident Ilves würdigte Gaucks Rolle bei der Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit. "Wir sind sehr froh, dass er hier ist. Vergangenheitsbewältigung liegt uns beiden sehr am Herzen." Unglücklicherweise hätten die sowjetischen Besatzer und der Geheimdienst KGB aber - anders als in der DDR - alle Unterlagen aus Estland verschwinden lassen. Das mache die Aufklärung viel schwieriger.
Quelle: ntv.de, dpa