Tödliches Mittelmeer für Migranten Europa bedeutet Reise in den Tod
29.09.2014, 17:49 Uhr
Schon über 3000 Migranten sind im Jahr 2014 auf ihrer Reise nach Europa allein im Mittelmeer gestorben.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nicht erst seit der aktuellen Flüchtlingswelle über das Mittelmeer ist der Weg nach Europa der mit Abstand der tödlichste weltweit. Allein in diesem Jahr sind mindestens 3000 Menschen dort ertrunken - und das ist nur die Zahl derer, die gezählt wurden.
Der Weg nach Europa wird für immer mehr Migranten zu einer Reise in den Tod. Nach einem Bericht der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen allein auf dem Mittelmeer seit Jahresbeginn 3072 Menschen ums Leben - das sind drei Viertel aller weltweit getöteten Migranten in diesem Zeitraum und so viele wie noch nie seit dem Jahr 2000.
Für den Bericht "Tödliche Reisen", den die Organisation in Genf vorstellte, wurden die Zahlen aus aller Welt seit Ende der neunziger Jahre erfasst. Die Ergebnisse der ersten neun Monate dieses Jahres für Europa sind dabei laut IOM besonders alarmierend. Es habe etwa doppelt so viele Tote gegeben wie bei der letzten großen Flüchtlingswelle im Jahr 2011 infolge des Arabischen Frühlings, als schätzungsweise 1500 Menschen im Mittelmeer ums Leben kamen.
75 Prozent der Opfer sterben auf dem Weg nach Europa
Im Vergleich zu anderen Brennpunkten ist Europa im Jahr 2014 mit 75 Prozent der Todesopfer trauriger unangefochtener Spitzenreiter. Mit 251 getöteten Migranten folgt Ostafrika, vor der amerikanisch- mexikanischen Grenze mit 230 Toten - das entspricht jeweils sechs Prozent weltweit.
"Unsere Botschaft ist deutlich: Migranten sterben, obwohl sie es nicht müssten", sagte der Generaldirektor der Hilfsorganisation, William Lacy Swing. An die internationale Gemeinschaft appellierte er, diesen Menschen mehr zu helfen.
Viele Tote werden gar nicht erst erfasst
Seit dem Jahr 2000 sind nach Schätzungen der IOM weltweit über 40.000 Menschen bei Flucht und Auswanderung ums Leben gekommen. Europa sei auch dabei mit 22.000 Toten das gefährlichste Ziel für Migranten gewesen. Mit deutlichem Abstand folgt die amerikanisch-mexikanische Grenze mit fast 6000 Toten; mehr als 3000 Menschen verloren am Horn von Afrika ihr Leben, knapp 1800 in der Sahara, zwischen 1500 und 2000 im Golf von Bengalen, sowie knapp 1500 vor der Küste vor Australien.
Viele Migranten sterben zudem in abgelegenen Gebieten der Erde und werden in keiner Statistik systematisch erfasst, wie es in dem Bericht weiter heißt. Bislang gebe es jedoch keine Organisation, die sich auf globaler Ebene um eine Erfassung der Opferzahlen kümmere. "Es ist an der Zeit, mehr zu tun, als nur die Opfer zu zählen", forderte IOM-Generaldirektor Swing aber auch. "Es ist Zeit, dass sich die Welt engagiert, um die Gewalt gegen verzweifelte Migranten zu stoppen."
Quelle: ntv.de, hla/dpa