Psychiatrisches Gutachten Ex-Minister voll schuldfähig
12.02.2002, 13:38 UhrBrandenburgs Ex-Bauminister Jochen Wolf ist nach Ansicht eines Gutachters voll schuldfähig. Wolf muss sich wegen zweifacher versuchter Anstiftung zum Mord an seiner Ehefrau verantworten. Die psychiatrischen Kriterien für eine erhebliche Einschränkung der Steuerungsfähigkeit seien nicht gegeben, sagte der Psychiater Alexander Böhle vor dem Potsdamer Landgericht. Bei Wolf liege aber eine Persönlichkeitsstörung mit unter anderem mit depressiven und paranoiden Zügen vor.
Der 60-Jährige Wolf habe in dem Gespräch mit ihm ein umfassendes Geständnis abgelegt und sich für "juristisch schuldig " erklärt, sagte der Gutachter. Als Motiv habe Wolf Hass auf seine vierte Ehefrau Ursula angegeben. Wolf räumte laut Böhle ein, 1998 auf den Vorschlag eines Bekannten eingegangen zu sein, Ursula aus dem Weg räumen zu lassen. Er habe seine Frau gehasst, da sie die Scheidung herausgezögert habe, um ihn finanziell zu ruinieren. Zudem habe sie ein Zusammenleben mit seiner Geliebten Oksana gestört.
Seine Beziehung zu seiner Ehefrau, die er 1979 geheiratete hatte, hatte Wolf als ein "Vegetieren auf hohem Niveau in emotionaler Wüste" bezeichnet, wie Böhle berichtete. Nach Darstellung von Wolf, so berichtete der Gutachter, sagte sein Bekannter zu, nach einem geeigneten Mörder zu suchen. Der Ex-Minister habe eingeräumt, dafür 10.000 DM gezahlt zu haben. Als monatelang nichts geschah, habe er das Geld zurückbekommen.
Nach einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen Oksana und Ursula erschoss sich die Ukrainerin jedoch 1998. Dies und die weitere Verzögerung der Scheidung von seiner Frau habe das "Problem ihrer Tötung" Anfang 2000 wieder in den Vordergrund gerückt.
Der vermeintliche Mörder hatte sich der Polizei offenbart. Bei einer vorgetäuschten Geldübergabe nach der angeblichen Tötung der Frau wurde Wolf im Sommer 2001 in Berlin verhaftet.
Quelle: ntv.de