Regierungstruppen belagern Stadtviertel Familien in Damaskus eingekesselt
14.07.2013, 19:48 UhrHunderte Familien in Damaskus sind offenbar eingeschlossen. Regierungstruppen verhinderten ihre Flucht, berichten Menschenrechtsorganisationen. Die Lage soll dramatisch sein. Lebensmittel würden knapp.
Bei Kämpfen in der syrischen Hauptstadt Damaskus sind nach Angaben einer Nichtregierungsorganisation hunderte Familien von den Regierungstruppen eingekesselt worden. Die Flucht der Anwohner werde durch die Heckenschützen der Armee erschwert, die sich rund um das Stadtviertel Kabun postiert hätten, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London mit. Dutzende Menschen, die zeitweise von den Regierungstruppen nahe einer Moschee festgehalten worden waren, konnten demnach inzwischen fliehen.

Die syrische Regierung nahm indes Journalisten mit auf eine Tour, bei der sie die Soldaten fotografieren konnten.
(Foto: dpa)
Im dem nordöstlich gelegenen Stadtteil Kabun lieferten sich Armee und Rebellen nach Angaben der Beobachtungsstelle Gefechte. Das Gebiet sei von den Regierungstruppen mit Granaten beschossen worden. Die Beobachtungsstelle stützt sich bei ihren Informationen auf ein Netzwerk von Aktivisten und Medizinern vor Ort. Ihre Angaben können von unabhängiger Seite meist nicht überprüft werden.
In einem von oppositionellen Aktivisten verbreiteten Video aus Kabun sind minutenlange Gefechte mit Artillerie- und Granatenbeschuss sowie schwarze Rauchwolken zu sehen. "Es herrscht ein großer Mangel an Lebensmitteln, und einige Familien können ihren Kindern nichts mehr zu essen geben", erklärte die Beobachtungsstelle.
Dutzende fliehen aus Gefängnis
Unterdessen konnten Dutzende Menschen aus einem provisorischen unterirdischen Gefängnis der syrischen Armee nahe einer Moschee in Kabun flüchten, wie die Beobachtungsstelle weiter mitteilte. Sie konnten demnach entkommen, als sich die Regierungstruppen wegen der anhaltenden Kämpfe ein Stück weit zurückziehen mussten.
Nach Darstellung der Rebellen waren in dem Verlies etwa 200 Menschen gefangen. Die Opposition hatte "die Vereinten Nationen, den UN-Sicherheitsrat, die gesamte internationale Gemeinschaft und Menschenrechtsorganisationen" aufgefordert, sich bei der syrischen Regierung für eine Freilassung der Festgehaltenen einzusetzen. Ob es sich bei den Gefangenen um Zivilisten oder um Kämpfer der Rebellen handelt, blieb unklar.
Die syrische Armee versucht seit Monaten, die Vororte von Damaskus unter ihre Kontrolle zu bringen. Bei einem "massiven Bombardement" in Kabun durch die Regierungstruppen waren nach Angaben der Beobachtungsstelle am Freitag neun Menschen getötet worden. Die Rebellen feuern ihrerseits vermehrt Geschosse ins Zentrum der Hauptstadt. Militante Islamisten verüben zudem immer wieder Anschläge mit Autobomben in der Stadt. Seit Beginn des Aufstands gegen Präsident Baschar al-Assad im März 2011 wurden nach UN-Angaben bereits mehr als 100.000 Menschen getötet.
Quelle: ntv.de, AFP