"Schande für die Menschheit" Fast eine Milliarde hungern
14.10.2008, 12:21 UhrFast eine Milliarde Menschen leiden unter Hunger. Weltweit hätten 923 Millionen Menschen nicht genug zu essen, teilte die Welthungerhilfe mit. Die Organisation forderte einen Rettungsplan für die Hungernden, der dem für die internationale Finanzwirtschaft vergleichbar ist.
"Fast eine Milliarde Hungernde sind eine Schande für die Menschheit. Und im Gegensatz zu den Banken sind sie nicht selbst schuld an ihrer Misere", sagte die Vorstandsvorsitzende der Welthungerhilfe, Ingeborg Schäuble, bei der Vorstellung des jüngsten Welthunger-Indexes.
Milliardenhilfen sind nötig
Nach dem Bericht der Organisation herrscht weltweit in 33 Ländern eine "sehr ernste" oder "gravierende" Hungersituation. Am schlechtesten sei die Lage in Afrika südlich der Sahara. Besonders litten die Menschen in der Demokratischen Republik Kongo, in Eritrea, Burundi, Sierra Leone und Niger unter dem Hunger.
Das allgemeine Umdenken über die Rolle des Staates und der Weltgemeinschaft, das durch die Finanzkrise eingesetzt habe, müsse sich auch auf die Hungerkrise erstrecken, sagte Schäuble. Dabei sei die Ernährungskrise schlimmer als die der Geldwirtschaft, weil sie Millionen Menschen bedrohe. Zur Bekämpfung des Hungers sei eine massive Aufstockung der Hilfen um mindestens zehn Milliarden Euro erforderlich. "Wir fordern ein Rettungspaket für die Hungernden", so Schäuble.
Agrardumping statt Hungerhilfe
Auch die Entwicklungshilfeorganisation Oxfam kritisierte, dass die internationale Gemeinschaft bisher völlig unzureichend auf die weltweite Nahrungsmittelkrise reagiert habe. "Während für die Finanzkrise Milliardenbeträge bereitgestellt werden, scheint die Welternährungskrise vergessen", kritisierte Marita Wiggerthale, Handelsexpertin von Oxfam Deutschland. Von versprochenen 12,3 Milliarden US-Dollar Hilfsgeldern sei bisher lediglich eine Milliarde ausgezahlt worden. Gleichzeitig würden Agrardumping und Marktöffnung weiter vorangetrieben.
"Die Mitgliedsstaaten der EU zwingen die armen Länder Afrikas, der Karibik und des pazifischen Raums (AKP), ihre Märkte für Waren, Investitionen und Dienstleistungen aus Deutschland und der EU zu öffnen", so Wiggerthale. Die Ernährungssicherheit dieser Länder komme beim Abschluss der Freihandelsabkommen unter die Räder.
Quelle: ntv.de