Machtkampf in Elfenbeinküste endet Festgesetzter Gbagbo ruft zu Frieden auf
11.04.2011, 22:11 Uhr
Gbagbo wird im Fernsehen gezeigt - kurz nach seiner Festnahme.
(Foto: AP)
Das Spiel ist endgültig aus für den "falschen Präsidenten" der Elfenbeinküste. Soldaten greifen in der Metropole Abidjan zu und setzen Gbagbo fest. Er befindet sich nun in UN-Arrest. "Lasst uns das Kämpfen beenden, damit das Land schnell zur Normalität zurückkehrt", appelliert er.
Der blutige Machtkampf in Elfenbeinküste ist vorbei. Nach monatelangem Widerstand wurde der abgewählte Präsident Laurent Gbagbo in seiner belagerten Residenz in Abidjan festgenommen und ins Hauptquartier seines Widersachers Alassane Ouattara gebracht. Dort steht er unter Schutz von UN-Soldaten. Die Nachricht wurde von vielen Bürgern der vom Bürgerkrieg gebeutelten Millionenstadt mit Jubel und Erleichterung aufgenommen. Gbagbo appellierte an seine Anhänger, die Waffen niederzulegen. Der Fernsehsender TCI strahlte eine kurze Ansprache Gbagbos aus. "Lasst uns das Kämpfen beenden, damit das Land schnell zur Normalität zurückkehrt", sagte er. Es müsse nun der "zivile Teil der Krise" bewältigt werden. Nur auf diese Weise könne "das Leben im Land weitergehen", fügte er hinzu.
Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich, deren Truppen Gbagbos Residenz in den Vortagen beschossen hatten, weist jede Beteiligung an der Festnahme von sich. "Zu keinem Augenblick sind die französischen Soldaten in den Park oder die Residenz des Präsidenten eingedrungen", hieß es. Angeblich hatten Ouattaras Republikanische Truppen (FRCI) Gbagbo abgeführt.
Gbagbo "ist mit seiner Familie und einigen Kollaborateuren hier", sagte Ouattaras Sprecher Patrick Achi im Golf Hotel in Abidjan. "Ich habe das Vergnügen, Ihnen die Festnahme von Monsieur Gbagbo bekanntzugeben. Er lebt und ist wohlauf", sagte Ouattaras UN-Botschafter Youssoufou Bamba am Rande einer UN-Sicherheitsratssitzung. Bamba betonte in seiner kurzen Stellungnahme dreimal, dass Soldaten aus dem Land selbst Gbagbo festgenommen hätten. "Berichte, nach denen es französische Truppen waren, sind falsch. Monsieur Gbagbo wurde von den Streitkräften der Republik Elfenbeinküste festgenommen."
Bamba rief Gbagbos Anhänger auf, sofort die Waffen niederzulegen. "Sie kämpfen jetzt für nichts mehr. Das Töten muss nun ein Ende haben." Der UN-Sicherheitsrat war nach Bekanntwerden von Gbagbos Festnahme zu einer sofortigen Sondersitzung zusammengetreten.
Appell an Ouattara
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) begrüßte Gbagbos Festnahme. "Das lässt uns hoffen, dass der Bürgerkrieg jetzt ein schnelles Ende findet", sagte er. Das Land habe jetzt eine echte Chance für einen friedlichen und demokratischen Neuanfang. Deutschland sei dabei zu Unterstützung bereit. Westerwelle appellierte an Ouattara, Gewalt- und Racheakte zu unterbinden. Er stehe vor "gewaltigen Herausforderungen".
Der britische Außenminister William Hague forderte einen fairen Prozess für Gbagbo. Der habe zwar "gegen demokratische Prinzipien" verstoßen, müsse "aber mit Respekt behandelt werden", sagte Hague. Großbritannien hoffe, dass die Ivorer nun einen demokratischen und friedlichen Weg in die Zukunft finde.
Nach Gbagbos Festnahme brachen viele Menschen in Abidjan in Freudentaumel aus. Bürger, die sich aus Angst vor den Kämpfen seit Tagen in ihren Wohnungen verbarrikadiert hatten, eilten jubelnd auf die Straße. Die Bevölkerung der Millionenmetropole hatte zunehmend unter Gewalt und Versorgungsengpässen gelitten.
Doch in Stadtteilen, die als Gbagbo-Hochburgen gelten, wagten Ouattaras Anhänger nicht zu jubeln. Viele fürchteten, dass Gbagbos Truppen den Widerstand nicht so schnell aufgeben könnten. In den vergangenen Wochen war es auch zu ethnisch motivierten Massakern gekommen und eine Million Menschen waren vor den Kämpfen geflohen. Furcht und Hass sitzen tief.
Frankreich legte vor
Bereits in der Nacht zum Montag waren französische Soldaten zusammen mit UN-Soldaten und mit gepanzerten Fahrzeugen gegen die Residenz Gbagbos vorgestoßen. Dort hatte sich Gbagbo mit schwer bewaffneten Milizen verschanzt. Auch in anderen Stadtteilen der Hafenstadt Abidjan war französisches Militär auf dem Vormarsch, um Gbagbos Kämpfer aufzuhalten, die am Wochenende neue Gebiete zurückerobert hatten. Frankreich hat zurzeit etwa 1650 Soldaten in dem westafrikanischen Krisenstaat.
Offiziell wiegelt Paris aber ab. Henri Guaino, enger Berater des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, hatte kürzlich betont, Aufgabe der französischen Soldaten sei die Vermeidung eines Blutbads, nicht die Jagd auf Gbagbo. "Diese militärische Intervention Frankreichs wurde von der UNO erbeten, um die Zivilbevölkerung zu schützen", sagte er.
Kampfhubschrauber der UN und der französischen Truppen hatten aber bereits am Sonntagabend Gbagbos Residenz beschossen. Die Angriffe seien eine Reaktion auf die Attacken gegen das UN-Hauptquartier vom Vortag, sagte ein Sprecher der UNOCI-Mission.
Ouattara war im November vergangenen Jahres als Sieger aus der Stichwahl um die Präsidentschaft des westafrikanischen Landes hervorgegangen. Gbagbo weigerte sich seitdem, seinen Platz zu räumen.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP