Politik

"Arctic Sea" Frachter schwerer als vorgesehen

Einem Zeitungsbericht zufolge lag die "Arctic Sea" tiefer als vorgesehen im Wasser. Möglicherweise ist dies ein Zeichen dafür, dass das Schiff mehr als nur Holz transportierte. Unterdessen spielt auch Nordkorea eine Rolle in dem Mysterium um den finnischen Frachter.

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(Foto: dpa)

Im mysteriösen Fall des von Russland vor Westafrika beschlagnahmten finnischen Frachters "Artic Sea" gibt es neue Hinweise auf möglichen Waffenschmuggel. Unter Berufung auf russische Geheimdienstquellen berichtet die Zeitung "Moskowski Komsomolez", das angeblich mit Holz beladene Schiff habe auch Waffen "mit unbekannter Herkunft und unklarem Ziel" an Bord gehabt. Die gefassten acht mutmaßlichen "Ostsee-Piraten" seien vorbestrafte Kriminelle, die vom Geheimdienst eines EU-Landes angeheuert worden seien.

Die "Financial Times Deutschland" berichtete unter Berufung auf Analysen in mehreren europäischen Staaten zudem, dass das Schiff schwerer sei, als es mit seiner offiziellen Ladung eigentlich sein dürfte. Demnach ermittelten Experten in mehreren europäischen Ländern, dass der Frachter tiefer im Wasser liege, als dies mit einer Holzfracht zu erwarten wäre.

Kapitän gab Schiff als nordkoreanisch aus

Militärexperten der EU und Russlands hatten immer wieder den Verdacht geäußert, dass an Bord des Frachters auch Waffen - vermutlich Marschflugkörper aus Sowjetzeiten - geschmuggelt worden seien. Moskaus NATO-Botschafter Dmitri Rogosin hatte aber in Brüssel betont, dass Russland selbst keine Waffen auf der "Arctic Sea" transportiert habe. "Sollten die Finnen noch Flügelraketen zu dem Holz dazugeladen haben, dann wäre das ihre Sache", sagte Rogosin.

Unterdessen gab das Außenministerium in Moskau bekannt, dass der russische Kapitän der "Arctic Sea" das Schiff anfangs als nordkoreanisch ausgegeben habe. Als die "Arctic Sea" vergangene Woche aufgebracht und die russische Besatzung befreit wurde, habe der Kapitän plötzlich gesagt, das Frachtschiff gehöre Nordkorea, erklärte das Ministerium. Moskau habe daraufhin Pjöngjang aufgefordert, die Angaben des Kapitäns, wonach der mit Palmenholz beladene Frachter von Kuba nach Sierra Leone unterwegs sei, zu überprüfen. Die nordkoreanische Seite habe die Angaben daraufhin nicht bestätigt. Bisher sei an Bord des Schiffes aber keine verdächtige Ladung gefunden worden, hieß es in der Erklärung.

Einmaliger Einsatz

Der Fall der drei Wochen lang verschollen geglaubten "Arctic Sea" hatte einen wohl einmaligen Einsatz von Geheimdiensten aus 20 Ländern ausgelöst. Beim Wiederauffinden des Frachters vor gut einer Woche hatte auch die NATO auf Bitten Russlands geholfen. Russland hatte mehrere Kriegsschiffe in Bewegung gesetzt, um die 15 russischen Seeleute aus der Gewalt der Entführer zu befreien.

Die russische Zeitung "Kommersant" berichtete, dass auch die estnischen Behörden ermitteln. Sechs der mutmaßlichen Seeräuber lebten zuletzt in der estnischen Hauptstadt Tallinn. Die Verdächtigen gaben an, als Umweltschützer vor der schwedischen Küste unterwegs gewesen zu sein, als sie am 24. Juli in Seenot von der "Arctic Sea" gerettet worden seien. Dagegen wirft Russland ihnen vor, nach einem bewaffneten Überfall Lösegeld gefordert zu haben. Laut "Moskowski Komsomolez" war auch der russische Militärgeheimdienst in die Aufklärung des Falls um die "Arctic Sea" eingebunden.

Weitere Untersuchungen

Der Frachter wird derzeit im Schlepptau der russischen Kriegsmarine in den Schwarzmeerhafen Noworossijsk gezogen. Dort wird das knapp 100 Meter lange Schiff im September zu weiteren Ermittlungen erwartet. An Bord der "Arctic Sea" befinden sich der Kapitän sowie drei weitere Crew-Mitglieder. Elf Seeleute werden in Moskau weiter vom Inlandsgeheimdienst FSB verhört. Sie sollen sich nach Medienberichten in einem überwachten Hotel aufhalten.

Angehörige von zwei Seeleuten teilten mit, sie hätten erstmals ganz kurz telefonischen Kontakt gehabt. Die Ermittler prüfen, ob es unter der Crew Komplizen der Piraten gegeben habe. Die Familien fordern seit Tagen die Freilassung der Seeleute. Nach unbestätigten Berichten sollen die Männer Ende der Woche nach Hause dürfen. Die mutmaßlichen Seeräuber kündigten an, gegen die Haftbefehle Beschwerde einzulegen. Sie verlangen, sich in ihrer Heimat gegen die Vorwürfe verteidigen zu dürfen. In Russland drohen ihnen 20 Jahre Gefängnis.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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