Schweinegrippe weltweit Frankreich plant Fernunterricht
12.08.2009, 16:36 UhrBei einer umfassenden Schweinegrippe-Epidemie plant Frankreich die Schließung der Schulen und Fernunterricht. In Bombay wurden Schulen und Universitäten bereits geschlossen. In Costa Rica ist Präsident Arias an der Schweinegrippe erkrankt.
Die französische Regierung schließt die vorübergehende Schließung aller Schulen im Land zur Eindämmung der Schweinegrippe nicht aus. "Im Fall einer völligen Pandemie sind wir bereit, alle Schulen in Frankreich zu schließen", sagte Bildungsminister Luc Chatel der Zeitung "Le Figaro". Die Voraussetzungen für Schulschließungen wurden demnach nicht fest definiert, vielmehr sollten die Behörden und Schulleiter von Fall zu Fall entscheiden.
Damit die Schüler bei Unterrichtsausfall wegen der Schweinegrippe nicht allzu sehr in Rückstand geraten, habe das nationale Zentrum für Fernunterricht im Sommer ein Unterrichtsprogramm für Zuhause entwickelt, sagte Chatel. Die Lektionen sollen in Fernsehen und Radio ausgestrahlt werden und im Internet abrufbar sein. Eine grundsätzliche Impfung aller Kinder gegen das Grippe-Virus A (H1N1) sei derzeit nicht geplant, sagte der Bildungsminister. In Frankreich gehen Ende August die Sommerferien zu Ende. Bislang infizierten sich in dem Land etwa tausend Menschen mit der Schweinegrippe, ein Patient starb.
Präsident Arias erkrankt
Der costa-ricanische Präsident Oscar Arias (68) ist an der Schweinegrippe erkrankt und wird bis Anfang der nächsten Woche in seiner Residenz isoliert. Der Präsident selbst habe darum gebeten, dass die Bevölkerung darüber informiert werde, sagte Rodrígo Arias, der Bruder des Staatschefs.
Die Erkrankung sei "leicht". Doch sei seinem Bruder eine Isolierung angeraten worden. Arias ist als Asthmatiker Patient mit erhöhtem Risiko. Von den 28 bisher in Costa Rica an der Schweinegrippe gestorbenen Patienten, waren rund ein Fünftel Asthmatiker, schrieben costa-ricanische Zeitungen.
Der costa-ricanische Präsident ist unter anderem der Vermittler im honduranischen Staatskonflikt. In den vergangenen Wochen hat er in seinem Haus viele Repräsentanten aus ganz Amerika empfangen. Für die kommende Woche ist der erste Besuch einer Gruppe von Außenministern in Honduras geplant, die dort unter anderem den Vermittlungsplan von Arias vorlegen sollen.

Im indischen Bangalore bitten Hindus ihren Gott Shiva um Schutz vor der Schweinegrippe.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Der Vorsitzende des Parlaments des mittelamerikanischen Landes, Francisco Antonio Pacheco, hatte zuvor mitgeteilt, Arias habe selbst um eine Untersuchung gebeten, nachdem er sich erkältet hatte und über Halsschmerzen klagte. Diese habe ergeben, dass sich der Präsident mit dem neuen Virus A/H1N1 infiziert habe. Er sei aber in einer "recht guten Verfassung" und habe seine Termine vorerst abgesagt.
Einzelheiten über Todesfall auf Mallorca
In Spanien teilten die Gesundheitsbehörden mit, dass die 33-jährige Nigerianerin, die bereits im Juli auf Mallorca der H1N1-Infektion erlag, keinerlei Vorerkrankungen oder andere Risikofaktoren besessen hatte. Es ist der erste Fall dieser Art in Spanien. Die Behörden der Balearen stuften den Tod der Afrikanerin als einen "seltenen Einzelfall" ein. "In der Medizin gibt es immer mal Ausnahmefälle", sagte ein Experte des spanischen Gesundheitsministeriums. Der Tod der Nigerianerin lasse nicht den Schluss zu, dass das H1N1-Virus gefährlicher geworden sei.
In Spanien sind bisher zehn Menschen an der Schweinegrippe gestorben. In allen anderen Fällen hatten die Betroffenen neben der Infektion mit dem Schweinegrippevirus andere Krankheiten oder Risikofaktoren. Weltweit verzeichnet die Weltgesundheitsorganisation bereits mehr als 1100 Schweinegrippe-Tote.
Bombay schließt Schulen und Universitäten
Aus Angst vor einer weiteren Ausbreitung der Schweinegrippe haben die Behörden der westindischen Finanzmetropole Mumbai (Bombay) die vorübergehende Schließung aller Schulen und Universitäten angeordnet. Wie die Nachrichtenagentur IANS berichtete, wurden Schüler und Studenten staatlicher und privater Bildungseinrichtungen dazu aufgefordert, von Donnerstag an für zunächst sieben Tage zu Hause zu bleiben. Auch Einkaufszentren und Kinos in der Hauptstadt des Bundesstaates Maharashtra müssten für drei Tage schließen. Im Großraum Mumbai leben etwa 20 Millionen Menschen.
Bereits am Montag waren in der etwa 160 Kilometer südwestlich von Mumbai gelegenen Millionenstadt Pune aufgrund der gestiegenen Zahl von Schweinegrippefällen alle Schulen für eine Woche geschlossen worden. Nach Regierungsangaben haben sich in Indien bislang etwa 1000 Menschen dem neuartigen H1N1-Virus infiziert. 15 Patienten seien an der Viruskrankheit gestorben, 11 davon im Bundesstaat Maharashtra.
Angst in Afrika
Die afrikanischen Gesundheitsminister fürchten eine zunehmende Bedrohung der Bevölkerung des Kontinents durch die Schweinegrippe. "Sobald sie auf die Armenviertel übergreift, wird es extrem schwierig", erklärte der südafrikanische Gesundheitsminister Aaron Motsoaledi auf einer Konferenz in Boksburg bei Johannesburg. Auf dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) organisierten Treffen wollen die afrikanischen Staaten einen gemeinsamen Notfallplan erarbeiten. Am Vortag war bekanntgeworden, dass der Kontinent bisher mit insgesamt rund 750.000 Dollar (530.000 Euro) für die Bekämpfung der Grippe finanziell unzureichend gerüstet ist.
Afrika hat im weltweiten Vergleich bisher nur sehr wenige Fälle von Schweinegrippe gemeldet. In Südafrika wurden seit Mitte Juni nach Regierungsangaben 1910 Verdachtsfälle bekannt. Der Kap-Staat hatte am Vortag bereits den dritten Todesfall durch das H1N1-Virus offiziell bestätigt - ein vierter wird zurzeit noch untersucht. Südafrika ist Ausrichter der Fußball-Weltmeisterschaft im Juni/Juli 2010. Die WHO befindet sich vor diesem Hintergrund in Gesprächen mit der Regierung des Landes.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts