Politik

Korruptionsskandal in Spanien Franzosen zahlten für Millionenaufträge

Spanien steht Kopf: Ein Korruptionsskandal ungewohnten Ausmaßes macht die Bürger fassungslos. Nun stellt sich nach und nach heraus, auf welche Weise sich ein französisches Unternehmen öffentliche Aufträge im Gesamtwert von 160 Millionen Euro "organisierte".

Im Zentrum des Skandals: Francisco Granados.

Im Zentrum des Skandals: Francisco Granados.

(Foto: dpa)

51 Festnahmen, Millionen an Schmiergeldern, gigantischer Vertrauensverlust der politischen Klasse – mit diesen Stichworten lässt sich der Korruptionsskandal umreißen, der seit Montag Spanien erzittern lässt. Die Zeitungen des Landes decken nun auf, wie Lokalpolitiker Firmen Aufträge zuschanzten und sich dies fürstlich entlohnen ließen.

So berichtet "El País" über das französische Unternehmen Cofely, das sich öffentliche Aufträge in einer Gesamthöhe von 160 Millionen Euro organisierte. Damit geht der Löwenanteil der Schmiergelder von insgesamt 250 Millionen Euro auf diese Firma zurück. Sie gehört zum internationalen Energiekonzern GDF Suez, an dem auch der staatliche französische Gaskonzern Gaz de France (GDF) beteiligt ist. Wie "El Mundo" berichtet, nahm die Polizei vier Manager des Unternehmens fest. Beide Zeitungen bezeichnen Cofely als "Dreh- und Angelpunkt" der Korruptionsaffäre.  

Prominenteste Figur ist dabei der konservative Politiker Francisco Granados. Die Behörden nahmen Ermittlungen gegen den ehemaligen Generalsekretär der Volkspartei von Madrid (Partido Popular, PP) auf, nachdem bekannt geworden war, dass er einen Millionenbetrag vor dem Fiskus in der Schweiz versteckte. Sie verfolgten die Spur, bis sie das gigantische Ausmaß des Korruptionsnetzes erahnten. Wie "El País" berichtet, war Granados eng mit dem Mittelsmann befreundet, der für Cofely auf Auftragsjagd in mehreren kleineren Städten rund um die spanische Hauptstadt ging.

Marjaliza trat an Politiker heran

Dieser Mittelsmann heißt David Marjaliza, ist Bauunternehmer und wurde wie Granados am Montag festgenommen. Offenbar war es seine Aufgabe, an die Bürgermeister der Städte heranzutreten und die manipulierte Auftragsvergabe einzufädeln. Marjaliza erhielt für seine Dienste Zahlungen von Cofely und verteilte sie dann an die Politiker aus den Städten, die die Aufträge vergeben hatten.

Dabei ging es dem Bericht zufolge um Energiesparprojekte. Die bislang bekannten Städte sind aber womöglich nicht die einzigen, die in den Korruptionsskandal verstrickt sind. Weitere Kommunen stehen unter Verdacht, weil sie ebenfalls Aufträge an Cofely vergaben.

Die Kontakte könnte wiederum ein dritter Mann hergestellt haben: Miguel Ángel Villanueva. Er war einst stellvertretender Bürgermeister von Madrid und steht mittlerweile in Diensten von Cofely, wie "El Mundo" berichtet. Seine Aufgabe: Kontakte in die Rathäuser herstellen. Damit ist aber womöglich noch nicht das ganze Ausmaß des Korruptionsnetzwerkes erfasst. Wie "El País" berichtet, ermittelt die Polizei auch, inwiefern Aufträge zur Reinigung von Turnhallen ebenfalls gegen Bezahlung vergeben wurden.

Quelle: ntv.de, vpe

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