Politik

Bis zu 12 Millionen Tote Furcht vor Atomkrieg

Die Angst vor einem Krieg zwischen Indien und Pakistan wächst. Nach Schätzungen der US-Regierung könnten in einem vollen Atomkrieg der Konfliktparteien zwischen neun und zwölf Millionen Menschen ums Leben kommen.

Zwei bis fünf Millionen würden verletzt, berichteten US-Medien unter Berufungen auf ein Papier aus dem Pentagon. Darin hätten Experten den schlimmsten Fall angenommen: dass beide Länder alle ihre Atomwaffen einsetzen und ihre Ziele voll treffen. US-Außenminister Colin Powell sprach im britischen BBC-Rundkunk von einem Horrorszenario, falls zum zweiten Mal in der Geschichte Atomwaffen zum Einsatz kämen.

Angesichts anhaltender Gefechte zwischen indischen und pakistanischen Truppen an der Waffenstillstandslinie in Kaschmir riefen die USA und Großbritannien ihre Bürger zur Ausreise auf. Das Auswärtige Amt in Berlin empfahl ebenfalls allen deutschen Staatsbürgern in Indien, ihre Rückkehr in Erwägung zu ziehen.

Washington und London stellten auch ihren Diplomaten in untergeodneten Positionen die Abreise aus Indien frei. In dem Land leben rund 60.000 US-Bürger und 20.000 Briten. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, alle aufschiebbaren Reisen nach Indien sollten zurückgestellt werden. Angehörigen deutscher Diplomaten wurde ebenfalls die Ausreise empfohlen.

Indien sieht trotz der wachsenden Spannungen offenbar keine Gefahr für einen Krieg. Die Lage sei stabil, sagte Indiens Verteidigungsminister George Fernandes. US-Vize-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz warnte, ein Krieg zwischen den Atommächten Indien und Pakistan hätte verheerende Folgen. Wolfowitz traf auf der Asien-Sicherheitskonferenz, die derzeit in Singapur stattfindet, auch mit Fernandes zusammen.

Fernandes sagte im Anschluss an das Gespräch, es gebe keinen Grund zur Beunruhigung. "Die Truppen auf beiden Seiten stehen sich seit sechs Monaten Auge in Auge gegenüber. Deshalb glaube ich nicht, dass man sich jetzt darüber Sorgen machen sollte, was geschehen könnte ", erklärte Fernandes.

Rumsfeld vermittelt

In der kommenden Woche will US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zu einer Vermittlungsmission nach Indien und Pakistan reisen. Rumsfeld solle versuchen, die Spannungen zwischen den beiden Staaten zu entschärfen, teilte US-Präsident George W. Bush mit und fügte hinzu: "Wir machen sowohl Indien wie Pakistan sehr deutlich, dass Krieg nicht in ihrem Interesse liegen wird."

Pakistan verstärkt Truppen

Die pakistanische Regierung erwägt den Abzug von Soldaten von der afghanischen Grenze, um ihre an der Grenze zu Indien stationierten Truppen zu verstärken. Ein pakistanischer Militärsprecher erklärte, mit der Truppenverlegung sei bereits begonnen worden.

Indien reagierte mit Gelassenheit. "Wir behalten die Entwicklung im Auge und wissen, wie wir damit umzugehen haben ", sagte ein Sprecher der indischen Armee. Eine Verlegung pakistanischer Einheiten mache keinen Unterschied, da die eigenen Truppen bereits in vollem Umfang mobilisiert worden seien.

Wieder Gefechte

An der Waffenstillstandslinie zwischen Indien und Pakistan gab es in der Nacht zum Freitag abermals Gefechte. Dabei seien bis in die Morgenstunden Artillerie und Granatwerfer eingesetzt worden, verlautete aus Militärkreisen.

Nach einem Rebellen-Anschlag auf ein indisches Militärlager Mitte Mai hatten sich die Spannungen zwischen Indien und seinem Nachbarland Pakistan erhöht. Bei dem Anschlag waren 31 Menschen getötet worden. Indien wirft Pakistan vor, moslemische Extremisten in Kaschmir zu unterstützen.

Nach Angaben des pakistanischen UN-Botschafters schließt das Land den Ersteinsatz von Atomwaffen auch bei einem konventionellen Angriff Indiens nicht aus. Botschafter Munir Akram sagte in New York, würde man eine solche Reaktion ausschließen, würde dies Indien die "Lizenz zum Töten" geben.

Quelle: ntv.de

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