"Energiepolitischer Amoklauf" Gabriel attackiert Klima-Pläne
06.06.2008, 17:17 UhrBundesumweltminister Sigmar Gabriel hat scharfe Kritik an den Forderungen der Internationalen Energieagentur (IEA) geübt, bis 2050 sollten weltweit mehr als 1300 neue Atomkraftwerke gebaut werden. "Das ist ein energiepolitischer Amoklauf", sagte Gabriel dazu dem "Tagesspiegel".
Gabriel sprach dabei auch die Gefahr der Weitergabe spaltbaren Materials an. Wer "derartigen Unsinn" fordere, der dürfe sich "über die Nuklearphantasien im Iran und in Nordkorea nicht wundern".
32 Atomkraftwerke pro Jahr
Die IEA hatte in Tokio eine Studie für eine weltweite "Energierevolution" veröffentlicht. Demnach sind im Kampf gegen den Klimawandel zusätzliche Investitionen von 45 Billionen US-Dollar erforderlich, um den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2050 halbieren zu können. Die IEA spricht sich dafür aus, bis 2050 jährlich 32 neue Atomkraftwerke zu bauen. Auch sollen pro Jahr 17.500 neue Windkraftanlagen errichtet werden, wie IEA-Exekutivdirektor Nobuo Tanaka erläuterte.
In dem Bericht der in Paris ansässigen IEA heißt es weiter, zur wirksamen Bekämpfung des Klimawandels und die Abkehr von Öl und Kohle reiche eine einzelne Technologie oder Form der Energiegewinnung nicht aus. Ab 2010 müssten jährlich 35 Kohlekraftwerke und 20 Gaskraftwerke mit der Technologie ausgerüstet werden, um die Emissionen aufzufangen und unterirdisch zu lagern. Auch im Transportwesen wären technologische Umwälzungen erforderlich. Mit diesen Maßnahmen könnten die CO2-Emissionen bis 2050 auf die Hälfte des derzeitigen Niveaus gesenkt werden.
Emissionen sind gestiegen
Der Weltklimarat hat im vergangenen Jahr ermittelt, dass nur eine Kappung der Treibhausgasemissionen um 50 Prozent bis 2050 einen deutlichen Temperaturanstieg und damit verheerende Umweltschäden verhindern könnte. "Trotz der weltweiten Anerkennung des Problems sind die Emissionen in den vergangenen Jahren immer schneller angestiegen", sagte Tanaka bei der Vorstellung der Studie in Tokio.
Quelle: ntv.de