Politik

In Sirte und Bani Walid Gaddafi-Clan kämpft blutig

Die Rebellen wollen jetzt eine Entscheidung.

Die Rebellen wollen jetzt eine Entscheidung.

(Foto: REUTERS)

Truppen des libyschen Übergangsrates bereiten sich auf die entscheidenden Kämpfe in den seit Wochen belagerten Orten Bani Walid und Sirte vor. Sie treffen dabei wohl auf die Gaddafi-Söhne Seif el Islam und Mutassim. Und auch Gaddafi selbst ist nach Aussagen seines früheren Ministerpräsidenten weiter an der Seite seiner Männer.

Der Militäreinsatz der Truppen des ehemaligen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi in Bani Walid wird nach Erkenntnissen des Nationalen Übergangsrates (NTC) von dessen Sohn Seif el Islam kommandiert. Ein gefangengenommener Brigade-General der Gaddafi-Einheiten habe nicht nur die vorangegangenen Informationen bestätigt, dass Seif el Islam sich in Bani Walid aufhalte, sondern er habe gesagt, dass dieser die dortigen Einsätze leite, sagte NTC-Kommandeur Adel Benjur. Bani Walid, 170 Kilometer südöstlich von Tripolis, ist eine der letzten Bastionen der Anhänger Gaddafis.

In weiten Teilen des Landes ist Gaddafi längst machtlos.

In weiten Teilen des Landes ist Gaddafi längst machtlos.

(Foto: AP)

Benjur kündigte für die kommenden Tage eine Offensive zur Erstürmung Bani Walids an. Seit einem Monat gelang es dem Übergangsrat nicht, diese Bastion einzunehmen. Seif el Islam ist der einflussreichste Sohn Gaddafis. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.

Gaddafi an der Seite seiner Männer

Gaddafi senior hält sich nach den Worten seines damaligen Ministerpräsidenten weiter in dem nordafrikanischen Land auf. "So wie ich ihn kenne, kämpft er an der Seite seiner Männer", teilte Al-Baghdadi Ali al-Mahmudi der Nachrichtenagentur Reuters über seinen Anwalt mit. "Er wird nicht aufgeben und seine Waffen bis zum Ende nicht niederlegen." Der frühere Ministerpräsident sitzt in einem tunesischen Gefängnis. Wo sich Gaddafi genau aufhält, ist unbekannt. Er wird in der Wüste unweit der Stadt Gadames vermutet.

Wer kann, verlässt Sirte.

Wer kann, verlässt Sirte.

(Foto: REUTERS)

Die Kämpfer der Übergangsregierung planen nach wochenlangen Rückschlägen und mit Unterstützung von NATO-Kriegsflugzeugen den letzten Angriff auf Sirte. Am Montag hatten Milizen des Übergangsrates Gaddafis Geburtsort erobert. Die Kämpfer rückten in Kasr Abu Hadi, einem Vorort von Sirte, ein. Dort soll der gestürzte Diktator 1942 in einem Beduinenzelt geboren worden sein.

Die "Revolutionäre" kontrollierten bislang den Hafen, eine Kaserne sowie mehrere Vororte von Sirte. Ins Zentrum der Stadt seien sie aber noch nicht vorgedrungen.

Letzte Chance für Zivilisten

Zivilisten sei bis Donnerstag Zeit gegeben worden, sich in Sicherheit zu bringen, sagte ein Sprecher der Truppe der Nachrichtenagentur dpa. "Militärisch wäre es für uns kein Problem, die Stadt jetzt schon komplett einzunehmen", sagte der Sprecher. "Aber wir wollen eine große Zahl ziviler Opfer vermeiden, denn letztlich sind die Einwohner von Sirte unsere Nachbarn."Der Kommandeur sagte, der Übergangsrat sei sicher, dass sich Mutassim al-Gaddafi, einer der Söhne von Ex-MachthaberGaddafi, in Sirte aufhalte. "Das wissen wir aus dem von uns abgefangenen Funkverkehr", sagte er.

Mutassim gehört zum engsten Kreis von Ex-Machthaber Gaddafi. Der Offizier war nationaler Sicherheitsberater in Libyen. Mutassim hatte zuletzt in Brega ehemalige Regierungstruppen befehligt. Nach dem Fall der Stadt soll er nach Sirte geflüchtet sein.

Die Lage der Bevölkerung in der umkämpften Stadt wird immer dramatischer. Kranke, hungrige und verstörte Bewohner flüchten, viele kommen unter katastrophalen Bedingungen ums Leben. So sterben Verwundete etwa auf dem OP-Tisch, weil plötzlich der Strom ausfällt. Den Bewohnern der Gaddafi-Enklave fehlt es zunehmend an Lebensmitteln, Wasser, Treibstoff und Medizin. Eine geflohene Ärztin berichtete, das Krankenhaus werde beschossen. Kämpfer des Übergangsrates versuchten nach eigenen Angaben, eine Schneise zum Hospital freizukämpfen, wurden aber durch Gaddafi-treue Scharfschützen zurückgeschlagen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen