Politik

Präsident trifft Familien der NSU-Opfer Gauck verspricht Aufklärung

Gauck: "Auch ich war erschrocken darüber, welche Fehler in mancher Behörde möglich waren."

Gauck: "Auch ich war erschrocken darüber, welche Fehler in mancher Behörde möglich waren."

(Foto: dapd)

Die Stimmung vor dem Treffen des Bundespräsidenten mit den Familien der Opfer der NSU-Morde ist gedämpft. Eine Angehörige fordert Aufklärung statt Mitleidsbekundungen. Gauck reagiert: Im Schloss Bellevue geht er deutlich auf Behördenversäumnisse ein.

Neun türkisch- und griechischstämmige Kleinunternehmer sowie eine Polizistin starben zwischen den Jahren 2000 und 2007 durch brutale Gewalt. Polizei und Sicherheitskräfte kamen trotz etlicher Indizien nicht auf die Idee, dass hinter den Morden ein rechtsextremes Netzwerk stecken könnte - der Nationalsozialistischer Untergrund (NSU). Das schon seit langem angekündigte Treffen von Joachim Gauck mit den Angehörigen der Opfer ist für den Bundespräsidenten darum ein schwerer Gang gewesen.

Im Schloss Bellevue hatte er eine klare Botschaft für die Familien: "Ich will mithelfen, dass Ihr Leid weiter wahrgenommen und anerkannt wird. Und dass aufgeklärt wird, wo es Fehler und Versäumnisse gegeben hat, dass darüber gesprochen und wenn nötig auch gestritten wird, was wir daraus lernen müssen!"

"Angehörige warten zurecht auf Antworten"

Für Verstimmung hatte im Vorfeld des Treffens die Absage einer Angehörigen gesorgt. Die Schwester eines Ermordeten aus Hamburg wollte nur mit Anwältin zu dem Treffen kommen, was das Bundespräsidialamt aber mit Hinweis auf die begrenzte Zahl von Teilnehmern ablehnte. Die Angehörige forderte Aufklärung statt Mitleidsbekundungen.

"Der Wille zur Aufklärung ist da", sagte Gauck. Allerdings gebe es weiter Grund, beunruhigt zu sein. "Warum hat es solche Fehler und Fehlentscheidungen in den Ermittlungen gegeben", fragte Gauck. Zurecht warteten die Angehörigen auf Antworten - "mit steigender Ungeduld, weil doch über ein Jahr vergangen ist". Erste Konsequenzen seien gezogen worden, auch für eine bessere Zusammenarbeit von Verfassungsschutz und Polizei, von Bund und Ländern. "Auch ich war erschrocken darüber, welche Fehler in mancher Behörde möglich waren."

Reformen allein genügten jedoch nicht. "Es geht um die Frage, wie im Alltag verhindert werden kann, dass sich Vorurteile und Ressentiments einnisten. Es geht um andere Haltungen, in unseren Behörden und Institutionen, aber auch bei vielen Bürgern", sagte Gauck.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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