Politik

Hammer und Schraubenzieher Gegen SA3-Raketen in Kabul

Bundeswehrsoldaten sollen Schuld an dem tödlichen Explosionsunglück Anfang März in Kabul gewesen sein. Das hat Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) eingeräumt. Vor einer endgültigen Stellungnahme müssten aber erst noch Soldaten als Zeugen verhört werden, die bei dem Unglück verletzt worden waren, sagte der Minister der "Bild am Sonntag".

"Der Spiegel" hatte berichtet, Schludrigkeit und erhebliche Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften hätten zu der vorzeitigen Raketenexplosion geführt. Zu diesem Ergebnis sei die deutsch-dänische Untersuchungskommission gekommen. Bei der Zerlegung der Boden-Luft-Raketen des sowjetischen Typs SA-3 hätten die Soldaten das falsche Werkzeug benutzt und weitere gravierende Fehler gemacht. Nachdem der Sprengkopf in eine Sprenggrube gebracht worden war, habe ein Soldat ihn mit einem Zimmermannshammer und einem Schraubenzieher bearbeitet. Dabei sei es zur Explosion gekommen.

Auch die ordnungsgemäße Reihenfolge beim Zerlegen sei nicht eingehalten worden. Zudem hätten sich zu viele Soldaten auf dem Sprengplatz aufgehalten. Zu dem Unglück habe es überhaupt auch erst kommen können, weil die deutschen, dänischen und britischen Experten vor Ort beschlossen hätten, nicht alle vorgefundenen Raketen zu zerstören. Einige Exemplare sollten demnach entschärft und als "Ausbildungsmuster" in die Heimat transportiert werden. Dies habe den Vorschriften widersprochen.

Alkohol und Leichtsinn

Scharping sprach insgesamt von einer "schwarzen Woche", weil nach dem Absturz eines Bundeswehr-Rettungshubschraubers bei der Besatzung hohe Blutalkoholwerte festgestellt worden waren. "Leider gibt es in beiden Fällen starke Indizien für menschliches Fehlverhalten", sagte Scharping.

Bei dem Hubschrauber-Absturz vor zwei Wochen waren alle fünf Insassen ums Leben gekommen. Bei dem Unglück in Kabul waren am 6. März zwei deutsche und drei dänische Soldaten getötet worden, acht weitere Kampfmittelexperten waren verletzt worden. Zwei Tage später war ein Expertenteam entsandt worden, dessen Erkenntnisse das Verteidigungsministerium aber bisher nicht öffentlich gemacht hat.

Möglicherweise längerer ISAF-Einsatz

Unterdessen trifft die Bundeswehr erste Vorkehrungen für eine mögliche Verlängerung ihres Einsatzes in der Afghanistan-Schutztruppe ISAF. Ein Bundestags-Beschluss hatte ihn bisher bis Juni befristet.

Das Verteidigungsministerium bestätigte, dass bereits Optionen für Lufttransporte für die Zeit nach Fristablauf vereinbart wurden. Dies sei aber keine politische Vorentscheidung.

Quelle: ntv.de

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