EU und Lateinamerika Gemeinsam gegen die USA
17.05.2002, 11:02 UhrDie Europäische Union sowie 33 lateinamerikanische Staaten haben den USA indirekt Alleingänge in der Weltpolitik vorgeworfen. Auf dem EU-Lateinamerika-Gipfel in Madrid erklärten die Staats- und Regierungschefs am Freitag, dass sie "alle Maßnahmen einseitiger Natur" scharf ablehnten.
Die USA wurden in der Erklärung nicht ausdrücklich erwähnt. Der EU-Kommissar für Außenbeziehungen, Chris Patten, betonte jedoch, die Weigerung der US-Regierung, das internationale Umweltprotokoll von Kyoto zu ratifizieren, sei ein Beispiel für Unilateralismus.
EU-Handelskommissar Pascal Lamy hielt Washington ein einseitiges Vorgehen bei der Entscheidung zur Protektion der Stahlindustrie und bei Plänen zur Anhebung von Agrarsubventionen vor. Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac sagte: "Der Unilateralismus steht im Gegensatz zu einer ausgewogenen Sichtweise der Welt."
Zuvor waren die Staats- und Regierungschefs übereingekommen, enger zusammenzuarbeiten und ihre Märkte für einander zu öffnen. Zudem wollen sie die "strategische Partnerschaft" zwischen den Staaten auf beiden Seiten des Atlantiks ausbauen und den Kampf gegen den internationalen Terrorismus gemeinsam verstärken.
Mit der südamerikanischen Staatengemeinschaft Mercosur (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) verhandelt die EU seit 2000. "Wir müssen mit dem Abkommen zwischen der EU und Mercosur zu Potte kommen", forderte Bundeskanzler Gerhard Schröder. "Mein Appell ist, dass Europa da auch eine Verantwortung hat, nämlich die Märkte zu öffnen, insbesondere für Agrarprodukte."
In Deutschland hingen 300.000 Arbeitsplätze von den Exporten nach Lateinamerika ab, betonte Schröder. "Ich will verhindern, dass wir wegen einer allzu orthodoxen Position im Agrarbereich Märkte in Lateinamerika im Bereich von Industrieproduktion und Dienstleistungen verlieren." Die Partnerschaft der EU mit Lateinamerika sei nicht gegen die USA gerichtet.
Mehrere lateinamerikanische Staatschefs warfen der EU vor, ihre Märkte abzuschotten. Die Globalisierung verspreche neue Chancen, aber sie trage auch dazu bei, die Ungleichheit zwischen armen und reichen Staaten in der Welt zu vergrößern, sagte Brasiliens Staatspräsident Fernando Henrique Cardoso.
Der Gipfel ist das zweite Treffen dieser Art nach der Konferenz von Rio de Janeiro im Jahr 1999, bei der die Bildung einer "strategischen Partnerschaft" zwischen der EU, Lateinamerika und der Karibik vereinbart worden war.
Quelle: ntv.de