Politik

Nichts geht mehr Generalstreik in Griechenland

Nur noch eine U-Bahn war in Betrieb, um die Streikenden ins Stadtzentrum Athens zu bringen.

Nur noch eine U-Bahn war in Betrieb, um die Streikenden ins Stadtzentrum Athens zu bringen.

(Foto: AP)

Mit einer beispiellosen Streikwelle legen die griechischen Gewerkschaften das Land praktisch lahm. Sie protestieren gegen die Sparpläne der Regierung zur Überwindung der Schuldenkrise. In der Nähe des Parlaments kommt es zu Ausschreitungen. Derweil lobt die EU die Sparanstrengungen der Athener Regierung.

Zehntausende tragen ihre Wut über das Sparprogramm der Regierung auf die Straße.

Zehntausende tragen ihre Wut über das Sparprogramm der Regierung auf die Straße.

(Foto: dpa)

In Griechenland haben die Gewerkschaften mit dem zweiten Generalstreik innerhalb von gut zwei Wochen das öffentliche Leben praktisch zum Erliegen gebracht. Schulen und Behörden blieben geschlossen, der Flug-, Eisenbahn- und Schiffsverkehr stand im ganzen Land still. Allein in der Hauptstadt Athen gingen rund 50.000 Demonstranten gegen die Sparpläne der Regierung auf die Straße. Es kam zu Ausschreitungen in der Nähe des Parlaments.

Die Fluglotsen hatten bereits ab Mitternacht für 24 Stunden die Arbeit niedergelegt, sämtliche Flugzeuge blieben am Boden. Auch die Fähren zu den Inseln fuhren nicht. Züge, Busse und Straßenbahnen blieben in den Depots. Schulen und die gesamte öffentliche Verwaltung blieben geschlossen, in Kliniken gab es nur eine Notversorgung. Museen und andere touristische Sehenswürdigkeiten wie die Akropolis blieben geschlossen. Geschäfte und Banken hatten dagegen geöffnet.

In Athen fuhr nur eine U-Bahn-Linie, um die Streikenden zu den Kundgebungen im Stadtzentrum zu bringen. "Wir sind Menschen, keine Nummern" war auf einem der Transparente zu lesen, die die Demonstranten durch die Innenstadt zum zentralen Syntagma-Platz in Athen trugen.

Etwa 30 Jugendliche setzen bei den Protesten auf Gewalt.

Etwa 30 Jugendliche setzen bei den Protesten auf Gewalt.

(Foto: REUTERS)

Am Rande der Proteste kam es auch zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Etwa 30 Jugendliche warfen Molotow-Cocktails und Wurfgeschosse auf Polizisten, die das Parlament bewachten. Die Beamten setzten Tränengas ein. Auch vor der Polytechnischen Universität in Athen kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Die Jugendlichen zerschlugen rund ein Dutzend Schaufensterscheiben, setzten Autos und Papierkörbe in Brand.

Auch Polizisten demonstrieren

Polizisten applaudieren den Protestierenden.

Polizisten applaudieren den Protestierenden.

(Foto: AP)

Die Demonstration wurde vom griechischen Gewerkschaftsbund GSEE und der Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst, ADEDY, organisiert. Dem Protestzug schlossen sich auch streikende Polizisten und Feuerwehrleute an. Der Chef der Polizeigewerkschaft, Christos Fotopoulos, begründete das mit "schmerzhaften" Einschnitten. Einer zweiten Demonstration der kommunistischen Gewerkschaft PAME schlossen sich ebenfalls tausende Menschen an.

In Thessaloniki beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 10.000 Menschen an zwei Demonstrationen. Ein Regierungsgebäude in der zweitgrößten griechischen Stadt wurde von den Demonstranten mit Eiern und Yoghurt-Bechern beworfen.

EU lobt die Sparanstrengungen

Mit den Streiks und Demonstrationen protestierten die Gewerkschaften gegen die Sparpläne von Ministerpräsident Giorgos Papandreou. Das griechische Parlament hatte in der vergangenen Woche ein Sparprogramm im Umfang von 4,8 Milliarden Euro verabschiedet, mit dem die Regierung das hohe Haushaltsdefizit in den Griff bekommen will. Im öffentlichen Dienst sollen die Gehälter gekürzt werden, Rentner erwarten Nullrunden und die Mehrwertsteuer wird angehoben.

Der Chef der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, lobte die Spar-Anstrengungen Griechenlands. Die Regierung sei sich bewusst, dass in den vergangenen Jahren keine solide Finanzpolitik betrieben worden sei, sagte der luxemburgische Ministerpräsident dem Radiosender NDR Info. Griechenland habe aber reagiert und mache jetzt seine Hausaufgaben. Juncker begrüßte auch den Vorschlag eines Europäischen Währungsfonds als Konsequenz aus der Griechenland-Krise. Ein solcher Fonds könne aber "nicht alle Probleme lösen".

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts

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