Hintermänner bleiben unbekannt Gericht verurteilt Politkowskaja-Mörder
20.05.2014, 23:16 Uhr
Die Mörder von Anna Politkowskaja sind nun verurteilt. Doch die Hintergründe der Bluttat bleiben weiter unklar.
(Foto: picture alliance / dpa)
Acht Jahre ist es her, dass die Putin-kritische Journalistin Anna Politkowskaja in Moskau erschossen wurde. Erst jetzt werden ihre Mörder verurteilt. Vieles deutet auf eine politisch motivierte Tat. Doch wer die Hintermänner waren, bleibt weiter im Dunkeln.
Knapp acht Jahre nach der Ermordung der russischen Journalistin Anna Politkowskaja hat ein Moskauer Gericht alle fünf Angeklagten schuldig gesprochen. Ein Schwurgericht in Moskau sah es als erwiesen an, dass die Männer in das Attentat im Oktober 2006 verwickelt waren. Das Strafmaß werde voraussichtlich am Mittwoch verkündet, meldete die Agentur Interfax.
Politkowskaja, eine scharfe Gegnerin von Kremlchef Wladimir Putin, war am 7. Oktober 2006 vor ihrer Moskauer Wohnung erschossen worden. Sie hatte für die Zeitung "Nowaja Gaseta" unter anderem über Menschenrechtsverletzungen während des Kriegs in Tschetschenien berichtet. Die Angehörigen Politkowskajas kritisierten, mit dem Urteil bleibe weiterhin unklar, wer den Mord in Auftrag gegeben habe.
"Wir sind mit dem Urteil einverstanden, aber den größeren Teil der Schuld tragen andere", sagte Politkowskajas Sohn Ilja. Die Verteidigung kündigte hingegen an, in Revision zu gehen. Der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, sagte nach dem Urteil, die Untersuchungen in dem Mordfall seien weiter nicht abgeschlossen. Die Bluttat hatte weltweit für Entsetzen gesorgt.
Wer steckte hinter dem Mord?
Wegen der Tat mussten sich drei Brüder aus Tschetschenien, ihr Onkel sowie ein früherer Moskauer Polizeioffizier vor Gericht verantworten. Sie sollen die Tat geplant und ausgeführt haben. Bei Rustam Machmudow handelt es sich nach Auffassung der Geschworenen um den Todesschützen. Seine Brüder Dschabrail und Ibragim sowie die beiden anderen Angeklagten wurden wegen Beteiligung an der Planung des Mordes schuldig gesprochen.
Ibragim und Dschabrail Machmudow waren wie Ex-Polizist Sergej Chadschikurbanow in einem vorherigen Prozess im Jahr 2009 aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. 2010 kassierte Russlands Oberster Gerichtshof das Urteil jedoch und ordnete einen neuen Prozess an. Ende 2012 wurde dann der frühere Polizist Dmitri Pawljutschenkow zu elf Jahren Haft verurteilt, nachdem er in einer Abmachung mit der Anklage eingeräumt hatte, die Mordwaffe organisiert und dem Mörder übergeben zu haben.
Wer den Mord an der Journalistin in Auftrag gegeben hat, ist bis heute ungeklärt. Nach Darstellung der Ermittler hatte der Unternehmer Lom-Ali Gaitukajew eine Bande für den Mord rekrutiert. Menschenrechtler befürchten, dass die Spuren der Bluttat bis in Russlands Machtapparat reichen könnten und die wahren Hintergründe der Tat nie ans Licht kommen.
Quelle: ntv.de, hvg/dpa/AFP