Politik

Contergan-Skandal Geschädigte sehen weiter Bedarf

Contergan-Opfer haben die Aufstockung der Hilfsgelder rund 50 Jahre nach dem Medizinskandal als einen "wichtigen ersten Schritt in die richtige Richtung begrüßt". Die Politik habe erkannt, "dass die in den 70er Jahren vereinbarten Entschädigungen den eingetretenen Folgeschäden nicht gerecht werden und dass deutlich nachgelegt werden muss", sagte der Vize-Vorsitzende des Bundesverbands der Contergangeschädigten, Michael Ashcroft. "Es ist besser spät als nie über weitere Hilfen für die Opfer nachzudenken." Der Bund Contergangeschädigter und Grünenthalopfer (BCG) sprach von einer Verbessrung, die aber "gemessen am angerichteten Schaden ein Tropfen auf den heißen Stein" sei.

Union und SPD hatten sich geeinigt, die Renten für rund 2870 Geschädigte zu verdoppeln und den Etat dafür um 15 Millionen Euro zu erhöhen. Auch der Pharmahersteller Grünenthal stellte zusätzliche Zahlungen in Aussicht, ohne konkrete Angaben zu machen. Derzeit stehe das Aachener Unternehmen im Dialog mit der Bundesregierung und dem Bundesverband, sagte Sprecherin Annette Fusenig. Es werde beraten, wie mit freiwilligen Beiträgen zusätzlich geholfen werden könne. "Wenn die Konzepte stehen, werden wir das mitteilen."

"Eine erste Rate"

Der Bundesverband betonte, Ziel bleibe eine Verdreifachung der Rentenzahlungen und eine Einmalzahlung von durchschnittlich 100.000 Euro für jeden Betroffenen. "Viele mussten sich verschulden für Maßnahmen im Zusammenhang mit den Folgeschäden oder konnten sich den notwendigen Umbau der Wohnung oder Umbau des Autos noch immer nicht leisten", begründete Sprecher Martin Dreßler. Der Verband hoffe, dass nach dem "Kennenlern-Gespräch" mit Grünenthal im Dezember 2007 nun bei einem weiteren Treffen konkrete Angebote vorgelegt würden.

Der kleinere Opfer-Verband BCG - er ist nicht an den Gesprächen mit Grünenthal beteiligt - betrachtete die Renten-Erhöhung "als eine erste Rate", wie der Vorsitzende Andreas Meyer sagte. "Für viele wird das eine Erleichterung bringen, aber es muss weitergehen." Es sei wichtig, dass nicht der Steuerzahler "die Zeche zahle", meinte Meyer. "Nach dem Verursacher-Prinzip sollte das Schwergewicht der Zahlungen von Grünenthal kommen."

Grünenthal hatte sich nach der Katastrophe verpflichtet, 110 Millionen D-Mark (rund 56 Millionen Euro) in eine Stiftung einzuzahlen, die 1971 gegründet worden war und in die auch der Bund 100 Millionen D-Mark einzahlte. Aus dem Fonds erhalten die Geschädigten monatlich eine Rente, abhängig vom Grad ihrer Behinderung maximal 545 Euro. Aus Sicht der Opfer-Verbände ist dies völlig unzureichend.

Quelle: ntv.de

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