Politik

Jens Bullerjahn Gescheitert an der Linken

Bullerjahn hat sein Ziel nicht erreicht.

Bullerjahn hat sein Ziel nicht erreicht.

(Foto: dapd)

Jens Bullerjahn wollte in Sachsen-Anhalt für die SPD den Ministerpräsidentenstuhl erobern. Nach der Wahl nun räumte er seine Enttäuschung unumwunden ein: "Ich hätte mir mehr gewünscht." Zwar konnte die SPD ihre Position ziemlich genau halten. Sie blieb jedoch weiterhin nicht nur weit hinter der CDU, sondern auch um rund zwei Prozentpunkte hinter der zweitplatzierten Linkspartei.

In den vergangenen fünf Jahren war Bullerjahn, der früher vor allem als Strippenzieher im Hintergrund agierte, als Finanzminister und Vizeministerpräsident eine der zentralen Figuren der schwarz-roten Koalition unter CDU-Ministerpräsident Wolfgang Böhmer. Dabei hat der passionierte Motorradfahrer und Hardrock-Fan sichtlich Geschmack an der Macht gefunden.

Um selbst an die Regierungsspitze zu kommen, musste Bullerjahn im Wahlkampf jedoch der Spagat gelingen, einerseits mit erfolgreicher SPD-Regierungsarbeit zu werben und sich zugleich vom bisherigen Koalitionspartner CDU abzugrenzen. Der 48-Jährige versprach unter anderem, bis 2015 alle Schulen zu sanieren und trat für ein längeres gemeinsames Lernen ein.

Angesichts der starken Stellung der CDU mit Wirtschaftsminister Reiner Haseloff als Spitzenkandidat ging es für die SPD vor allem darum, an der Linken mit Spitzenmann Wulf Gallert vorbeizuziehen. Nur dann hätte Bullerjahn eine Chance gehabt, Ministerpräsident einer rot-roten Koalition zu werden. Rot-Rot unter Führung der Linken schloss er dagegen strikt aus. Insofern deutet alles auf eine Neuauflage der bisherigen CDU/SPD-Koalition hin mit Bullerjahn weiterhin auf dem Vize-Platz.

Typischer Quereinsteiger

Wie viele ostdeutsche Politiker ist der in Halle geborene Bergmannssohn ein politischer Quereinsteiger. Nach seinem Eintritt in die SPD zog der Vater zweier Söhne 1990 in den Landtag ein und wurde 1993 Fraktionsgeschäftsführer. Er gehörte zu den Mitbegründern des sogenannten Magdeburger Modells, einer von der Linken tolerierten SPD-Minderheitsregierung. Mit seinem Duzfreund Gallert kungelte Bullerjahn damals die Mehrheiten für Gesetze aus.

Nach dem Wahldesaster für die SPD bei der Wahl 2002 folgten für die Sozialdemokraten und Bullerjahn Jahre harter Oppositionsarbeit. Mit der Wahl zum Fraktionschef im Landtag 2004 gelangte Bullerjahn wieder stärker ins Rampenlicht. 2005 wurde er Bundesvize der SPD, verlor dieses Amt allerdings schon 2007 wieder, als der damalige Parteichef Kurt Beck die Zahl der Vize-Posten verkleinerte.

Bullerjahn warf damals seiner Partei vor, den Osten aufzugeben, weil die engere SPD-Spitze nur noch mit Sozialdemokraten aus dem Westen besetzt wurde. Auch im parteiinternen Streit um die Verlängerung des Arbeitslosengeldes I stellte sich Bullerjahn 2007 gegen die Parteiführung. Eines ist dem 48-Jährigen bis heute ein Graus: Dass er ein Politiker wird, der "im Windkanal einer politischen Karriere alles Eigene verliert".

Bullerjahn, der Durchsetzungfähigkeit und Ehrlichkeit zu seinen Stärken zählt, war stets ein Freund der klaren Worte. Seinen Hang zur rationalen Analyse hat der studierte Elektroingenieur aus seinem früheren Berufsleben mit in die Politik gebracht. Bis 1990 arbeitete er als Ingenieur für Prozessautomatisierung im Kupferkombinat Mannsfeld.

Akzente setzte er in den vergangenen Jahren mit seinen Zukunftskonzepten. So forderte er in seinem Strategiepapier "Sachsen-Anhalt 2020" eine gezielte Wirtschaftsförderung für besonders starke Branchen und Regionen sowie einen rigideren Sparkurs für Sachsen-Anhalt, den er als Finanzminister in den vergangenen fünf Jahren selbst umsetzte. Möglicherweise kann er damit nun weitermachen.

Quelle: ntv.de, AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen