Israel und Iran zur Atompolitik Gespräche, aber kein Dialog
22.10.2009, 10:22 UhrErstmals seit 30 Jahren haben Israel und der Iran nach israelischen Angaben an Gesprächen über eine atomwaffenfreie Zone in Nahost teilgenommen.

Vor einigen Wochen war bekanntgeworden, dass Iran noch an einer zweiten, bisher geheimen Anlage nahe Ghom baut. Foto: Die vermutete Lage der neuen Urananreicherungsanlage.
(Foto: dpa)
Meirav Zafary-Odiz von der israelischen Atombehörde bestätigte in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Tel Aviv, sie sei vergangenen Monat bei einer Tagung über nukleare Abrüstung in Kairo dabei gewesen. Nach Angaben der Zeitung "Haaretz" war auch der iranische Botschafter bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Ali Asghar Soltanieh, zugegen. Teheran dementierte die Berichte, der Sprecher der iranischen Atombehörde bezeichnete sie als "reine Lügen".
Es wäre das erste Mal seit der Islamischen Revolution im Iran 1979, dass Repräsentanten des Irans und Israels gemeinsam an einem solchen Treffen teilnahmen. Die Sprecherin der israelischen Atombehörde, Jael Doron, betonte jedoch, es habe keinen Dialog zwischen den beiden Vertretern gegeben. Alle Beteiligten hätten sich zu einer strikten Geheimhaltung verpflichtet. Die Konferenz sei von der Internationalen Kommission für atomare Nichtverbreitung und Abrüstung (ICNND) unter australischer Schirmherrschaft organisiert worden. Im ägyptischen Außenministerium hieß es, die Veranstaltung habe zwar in Kairo stattgefunden, die ägyptische Regierung habe dabei jedoch direkt keine Rolle gespielt.
Politik der Zweideutigkeit
Die israelische Zeitung "Haaretz" schrieb, an der Tagung hätten auch Repräsentanten der Arabischen Liga, Jordaniens, Ägyptens, der Türkei sowie europäische und US-Vertreter teilgenommen. Zafary-Odiz und Soltanieh hätten sich am 29. und 30. September in einem Konferenzraum im Hotel "Four Seasons" gemeinsam mit den anderen Repräsentanten mehrmals getroffen. Bei den Debatten am runden Tisch sei es um die Möglichkeit gegangen, den Nahen Osten zur atomwaffenfreien Zone zu erklären und die Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern. Zafary-Odiz selbst wollte sich zu Einzelheiten nicht äußern.
Nach Informationen von "Haaretz" kam es während der Versammlung mehrmals zum direkten Austausch zwischen dem iranischen Repräsentanten und der Israelin. Im Verlauf der Debatte habe Soltanieh sie etwa gefragt: "Haben Sie nun Atomwaffen oder nicht?" In Einklang mit der israelischen Politik der Zweideutigkeit habe sie jedoch nicht geantwortet, sondern nur gelächelt.
Dialog über nukleare Abrüstung des Nahen Ostens
Anschließend habe Zafary-Odiz die israelische Linie erläutert, wonach ihre Regierung im Anschluss an eine umfassende regionale Friedens- und Sicherheitsregelung grundsätzlich zu einem Dialog über eine nukleare Abrüstung des Nahen Ostens bereit wäre. Israel lebe in einer komplexen geopolitischen Umgebung und müsse auf seine Sicherheit bedacht sein.
Der iranische Repräsentant habe versichert, sein Land strebe nicht nach atomarer Aufrüstung und bedrohe Israel auch nicht. Israel verstehe die Ideologie der islamischen Führung im Iran nicht, die nicht Juden hasse, sondern nur den Zionismus ablehne. Der Iran rüste sich nur zu Verteidigungszwecken mit Raketen und nicht, um Israel anzugreifen.
Israel fühlt sich vom Iran existenziell bedroht. Die militärische Führung in Teheran hatte mehrfach mit einem Raketenangriff auf den jüdischen Staat für den Fall gedroht, dass die iranischen Atomanlagen von Israel angegriffen würden. Israel hat den Besitz von Atomwaffen nie offiziell zugegeben und stets betont, es werde nicht als erstes Land Nuklearwaffen in die Region "einführen". Es wird jedoch davon ausgegangen, dass Israel über mehrere hundert atomare Sprengköpfe verfügt.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa