Politik

Keine Fortschritte in Tibet-Frage Gespräche gescheitert

Die jüngsten Gespräche zwischen China und Gesandten des Dalai Lama über den künftigen Status Tibets sind offiziell für gescheitert erklärt worden. Die Beratungen hätten keine Fortschritte gebracht, teilte die Kommunistische Partei mit, es bestünden weiter "ernsthafte Differenzen". Die chinesischen Unterhändler hätten in den Gesprächen bekräftigt, dass "die Einigung des Vaterlands" sowie die "territoriale Integrität" für das Volk "von größtem Interesse" seien, erklärte KP-Vertreter Zhu Weiqu in Peking. In diesen Punkten werde es "niemals Zugeständnisse" geben. Vor einer Woche hatte bereits der Dalai Lama seine Bemühungen um eine größere Autonomie Tibets für gescheitert erklärt.

Zhu Weiqu beschuldigte den Dalai Lama, Versprechen nicht eingehalten zu haben, die seine Abgesandten bei Gesprächen im Juli gemacht hätten. Die Delegation hatte versprochen, nicht die tibetische Unabhängigkeitsbewegung, die gewaltsamen Proteste gegen die chinesische Herrschaft in Tibet und die "Störung" der Olympischen Spiele in Peking zu unterstützen. Sie hätten ihre Sabotageaktivitäten jedoch verstärkt und die Zentralregierung in Peking weiter angegriffen, kritisierte Zhu. Die tibetische Regierung habe außerdem Ausländer benutzt, um Druck auf die Zentralregierung auszuüben.

Zwei Gesandte des geistlichen Oberhaupts der Tibeter waren in der vergangenen Woche erstmals seit Juli wieder zu Gesprächen in Peking. Im Mittelpunkt des zweitägigen Treffens stand nach Angaben des zuständigen Unterhändlers Zhu die Politik des Dalai Lama. Die chinesische Seite habe deutlich gemacht, dass der seit fast 50 Jahren im Exil lebende Dalai Lama seine "separatistischen Meinungen und Handlungen aufgeben" und sich bemühen müsse, Chinas Führung und Chinas Volk zu verstehen. Nur unter dieser Voraussetzung könnten die Kontakte aufrecht erhalten und Gespräche mit ihm geführt werden, erklärte Zhu.

Seinen Angaben zufolge verliefen die Gespräche aber trotz der "schwerwiegenden Unterschiede" in den Sichtweisen "ehrlich". Dennoch hätten die Gesandten des geistlichen Oberhaupts der Tibeter die Verantwortung für das Scheitern zu übernehmen.

Keine Fortschritte erreicht

Der Dalai Lama hatte seine Bemühungen um eine größere Autonomie Tibets bereits für gescheitert erklärt. Er habe mit seiner bisherigen Herangehensweise keinen Erfolg gehabt, sagte der Friedensnobelpreisträger bei einem Besuch in Japan. Die Unterdrückung in Tibet nehme zu, und sein Vertrauen in die chinesische Regierung werde immer geringer. Nach Einschätzung des religiösen Oberhaupts der Tibeter ist der Dialog zwischen China und Vertretern des Dalai Lama schwierig geworden.

Gleichzeitig wachse die Kritik innerhalb der tibetischen Gemeinde an seinem Kurs. Der Dalai Lama kündigte für den 17. November eine Konferenz mit Vertretern aller Strömungen an seinem Sitz im indischen Dharamsala an, auf der über den weiteren politischen Kurs gegenüber China entschieden werden solle. Er werde den Vertretern der Exil-Tibeter die Entscheidung überlassen, ob der Dialog fortgesetzt werden soll oder nicht, hatte der Dalai Lama der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo und anderen japanischen Medien gesagt. Nach dem Treffen in Dharamsala sollen auch die Details zum gegenwärtigen Stand des Dialogs mit China aus Sicht Tibets öffentlich gemacht werden.

Dalai Lama will Autonomie, keine Abspaltung

Der Dalai Lama setzt sich seit seiner Flucht ins Exil im Jahr 1959 für eine "bedeutsame Autonomie" der Himalaya-Region ein. Peking wirft ihm vor, eine vollständige Unabhängigkeit Tibets anzustreben. Die Spannungen zwischen der chinesischen Regierung und Tibetern hatte im März einen Höhepunkt erreicht, als es nach friedlichen Protesten von Mönchen zum Jahrestag des Aufstands gegen die Chinesen 1959 zu blutigen Unruhen gekommen war. Bei der Niederschlagung der anti-chinesischen Proteste kamen nach Angaben der tibetischen Exilregierung mehr als 200 Menschen ums Leben. Verhandlungen über den Status Tibets führen Unterhändler des Dalai Lama und der Regierung in Peking seit 2002.

Nach den Unruhen in Tibet im März hatte die chinesische Führung auf internationalen Druck hin Gespräche mit Abgesandten des Dalai Lama aufgenommen. China verlangt ein Bekenntnis, dass Tibet untrennbar zu China gehört, und wirft dem Dalai Lama vor, das Hochland abspalten zu wollen. Doch der Dalai Lama verfolgt nach eigenen Beteuerungen nur eine religiöse und kulturelle Autonomie.

Quelle: ntv.de

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