Israel durchkämmt Nablus Gewalt und Gespräche
03.08.2002, 10:35 UhrUngeachtet der groß angelegten Militäroperation Israels in Nablus im Westjordanland wollen Palästinenser und Israelis in den kommenden Tagen erstmals wieder Gespräche führen.
Der palästinensische Innenminister Abdel Rasak Jechia kündigte am Samstag im palästinensischen Rundfunk an, dass er mit Israels Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser über einen Rückzug der Truppen aus den palästinensischen Städten und Gebieten sprechen wolle.
Zugleich machte die Palästinenserführung am Samstag deutlich, dass Israel Frieden und Sicherheit nicht mit einer militärischen Lösung erreichen werde.
Militärs in Nablus
Israelische Armee-Einheiten hatten am Samstag ihre auf mehrere Tage angelegte Militäroperation in der Altstadt von Nablus fortgesetzt. Nach Angaben des israelischen Rundfunks führten Soldaten Durchsuchungen von Haus zu Haus durch. Dabei seien Durchgänge in die Wände der eng beieinander stehenden Häuser gesprengt worden, um einen möglichen Beschuss durch Palästinenser zu verhindern. Nach Angaben des Rundfunks gleicht die historische Altstadt von Nablus einer Geisterstadt. Nach israelischen Armeeangaben wurden zwei verdächtige Palästinenser festgenommen sowie mehrere Bomben sichergestellt.
Palästinenser-Proteste
Die Palästinenserführung warf Israel in einer Erklärung „Staatsterror“ sowie große Zerstörungen in der historischen Altstadt von Nablus vor. Sie protestierte dagegen, dass die Bevölkerung ungeachtet der Sommerhitze seit zwei Tagen ohne Strom, Wasser und Nahrungsmittel auskommen müsse. „Diese Verbrechen werden den Israelis keine Sicherheit und Stabilität bringen“, heißt es in der Erklärung.
Die USA, die Europäische Union, die Vereinten Nationen, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz sowie alle Menschenrechtsorganisationen werden aufgefordert, sich für ein Ende der Militäroperationen einzusetzen.
"Hauptstadt des Terrorismus"
Nach dem Bombenanschlag auf die Hebräische Universität in Jerusalem am vergangenen Mittwoch war die israelische Armee am Freitag in die Altstadt von Nablus eingerückt. Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser bezeichnete Nablus als „Hauptstadt des Terrorismus“.
Scharon plant Gespräche
Israels Ministerpräsident Ariel Scharon will sich kommende Woche mit ranghohen Vertretern der palästinensischen Autonomiebehörde treffen. Geplant seien Gespräche mit den neuen palästinensischen Ministern für Inneres, Abdel Rasak Jechia, und für Finanzen, Salam Fajad, berichtet der n-tv Partnersender CNN. Bislang hatte Scharon Gespräche stets von einem Ende der palästinensischen Selbstmordanschläge abhängig gemacht.
Quelle: ntv.de